Für Elias Canetti ist Karl Kraus Genie, Ungeheuer, Weltwunder.
Dichter & Denker

Karl Kraus: Selbst ernannter Hohepriester der Wahrheit

Leidenschaftlicher Kämpfer gegen Krieg und Korruption. Der Satiriker, zynische Prophet und „Fackel“-Herausgeber Karl Kraus führt ein Leben in Widersprüchen. Im gigantischen Antikriegsdrama „Die letzten Tage der Menschheit“ sind die grellsten Erfindungen Zitate: „Lemuren, die hier auftreten, tragen lebende Namen.“

So weit das Auge reicht, alles – rot. Einen solchen Tag hat Wien nicht wieder erlebt“, berichtet Schriftsteller Scheu, „ . . . war das ein Geraune, ein Geflüster, ein Hautrieseln! Auf den Straßen, auf der Tramway, im Stadtpark, alle Menschen lesend aus einem roten Heft.“

Vor 120 Jahren bringt ein 25-Jähriger die erste Ausgabe seines Lebenswerks heraus: Auf der ersten Seite des roten, vorerst dünnen 32-Seiten-Heftes steht „Die Fackel“. An diesem 1. April 1899 ahnt Karl Kraus, der Herausgeber und Autor fast aller Beiträge, noch nicht, dass von seiner kämpferischen Zeitschrift 922 Ausgaben mit mehr als 22.500 Seiten erscheinen werden. Trotz Zensur, Denunziation und mehrmaliger Konfiszierung. Die letzte Nummer erscheint vier Monate vor seinem Tod und endet mit dem Wort Trottel.

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