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Saudiarabien gibt Startschuss für Börsengang von Ölgigant Aramco

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Schon vor drei Jahren hatte die Regierung in Riad das Börsendebüt ins Spiel gebracht. Nun ebnet die Aufsichtsbehörde den Weg für einen der größten Börsengänge aller Zeiten.

Saudiarabiens staatlicher Ölkonzern Aramco hat nach mehrfacher Verzögerung die Genehmigung für seinen seit langem erwarteten Börsengang erhalten. Die Finanzmarktbehörde CMA des Königreichs teilte am Sonntag mit, dass ein entsprechender Antrag Aramcos genehmigt worden sei. Damit kann ein Teil der Aramco-Aktien künftig an der saudi-arabischen Wertpapierbörse Tadawul gehandelt werden. Ein konkreter Zeitplan für den Gang aufs Parkett wurde nicht genannt, und auch das Emissionsvolumen ist bisher offen.

Erwartet wird einer der größten Börsengänge aller Zeiten. Saudi Aramco ist die weltgrößte Erdölfördergesellschaft und gilt als einer der profitabelsten Konzerne. Die Pläne für einen Gang an die Börse wurden in den vergangenen Jahren mehrfach gestoppt beziehungsweise verschoben.

Die Schätzungen über den Umfang des Börsengangs gehen weit auseinander. Kronprinz Mohammed bin Salman, der faktische Herrscher des Königreichs, hatte auf eine Bewertung des Unternehmens von mehr als zwei Billion Dollar (1,8 Billionen Euro) gehofft. Analysten gehen dagegen von höchstens 1,5 Billionen Dollar aus.

Börsengang als Teil von Wirtschaftsumbau

Schon ein Verkauf von einem Prozent der Aktien bei niedriger Bewertung könnte Aramco 15 Mrd. Dollar einbringen, ein Verkauf von zwei Prozent bei einer höheren Bewertung dagegen bereits 40 Milliarden. Damit würde Aramco den Rekord für den größten Börsengang brechen, den seit 2014 die chinesische Handelsplattform Alibaba mit Einnahmen von 25 Mrd. Dollar hält.

Ein Zeitplan für die weiteren Schritte des Börsengangs wurde am Sonntag nicht genannt. Zuletzt hatte der von Saudiarabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabija unter Berufung auf Insider berichtet, dass der erste Handelstag an der Tadawul-Börse der 11. Dezember sein solle. Dem Sender zufolge soll der Börsenprospekt am 10. November veröffentlicht werden.

Der Börsengang des Ölgiganten ist zentraler Teil von Bin Salmans großangelegtem Umbau der saudischen Wirtschaft. Der "Vision 2030" genannte Plan verfolgt das Ziel, das islamisch-konservative Land unabhängiger vom Öl zu machen. Ursprünglich sollte der Börsengang schon 2017 erfolgen, war aber immer wieder verschoben worden. Die Einnahmen sollen in neue Wirtschaftszweige investiert werden.

Ölindustrie von Drohnenangriffen schwer getroffen

Aramco wolle im weltweiten Energiemarkt eine herausragende Stellung einnehmen, erklärte Geschäftsführer Amin Nasser in einer Mitteilung. "In den vergangenen drei Jahren waren wir für jedes achte Barrel des weltweit produzierten Rohöls verantwortlich", sagte Nasser. "Unsere nachgewiesenen Vorkommen waren Ende 2018 fünfmal größer als die der fünf großen internationalen Ölkonzerne (IOC)". Als die fünf größten dieser sogenannten "Supermajors" gelten ExxonMobil, Shell, BP, Chevron und Total.

Die Ölindustrie Saudiarabiens war im September von mehreren Drohnenangriffen schwer getroffen worden. Unter anderem war dabei die größte Ölraffinerie des Landes in Abkaik getroffen und die Produktionsmenge auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens gesenkt worden. Nach Opec-Angaben brach die Produktion von rund 9,8 Millionen Barrel (159 Liter) um etwa 5,7 Millionen Barrel pro Tag ein. Die Ölpreise stiegen daraufhin so sprunghaft wie seit Jahrzehnten nicht.

Das Ölangebot erreichte nach Angaben aus Riad bald aber wieder das Niveau von vor den Angriffen, die Pläne für den Börsengang waren Aramco zufolge nicht beeinträchtigt. Zu den Angriffen hatten sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus dem benachbarten Jemen bekannt. US-Außenminister Mike Pompeo machte den Iran direkt für die Attacken verantwortlich.

(APA/dpa)

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