Koalition: Zustimmung für Türkis-Grün seit Wahl klar gestiegen

APA/GEORG HOCHMUTH
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Umfragen zeigen eine klare Präferenz für eine Koalition zwischen ÖVP und den Grünen. Knackpunkt für ein türkis-grünes Bündnis ist laut Meinungsforschern das Migrationsthema.

Die Zustimmung für eine Koalition zwischen ÖVP und Grünen ist in Bevölkerung seit der Wahl deutlich gestiegen. Das untermauern nicht nur die veröffentlichten Umfragen. Auch Meinungsforscher sehen eine klare Tendenz in diese Richtung. Dies liege vor allem daran, dass die Bevölkerung eine stabile Regierung wünsche, sagte etwa Meinungsforscher Peter Hajek zur APA. Auch am Sonntag setzten die beiden Parteien ihre Sondierungsgespräche fort. Die kommende Woche sollte dann Klarheit darüber bringen, ob ÖVP und Grüne nach Abschluss ihrer Sondierungsgespräche in "echte" Koalitionsverhandlungen eintreten wollen.

Die Beliebtheit einer Türkis-Grünen Koalition wurde vor der Wahl nur selten abgefragt, galt diese Variante aufgrund der Umfrage-Daten doch als eher unwahrscheinlich. Regelmäßig abgefragt wurden die Werte für diese Konstellation vom Institut Research Affairs für die Tageszeitung "Österreich". Demnach war der Zuspruch bis zur Wahl äußerst niedrig, nur zwei bis fünf Prozent der Österreicher konnten sich dafür erwärmen.

Nach der Nationalratswahl vom 29. September, die einen Sieg von ÖVP und Grünen brachte, wendete sich das Blatt. Laut den Research Affairs-Umfragen schnellte Türkis-Grün dann als Wunsch-Koalition auf Platz 1 hoch, bis zu 29 Prozent der Befragten erklärten diese zu ihrer bevorzugten Variante.

Dreierbündnis Zweitbeliebteste Koalitionsvariante

Auch eine "market"-Umfrage für den "Standard" vom 21. Oktober zeigte auf, dass der Zuspruch zu den Grünen in der Regierung groß ist. Während 85 Prozent der Befragten wünschten, dass die ÖVP in einer kommenden Koalition vertreten ist, wollen 63 Prozent die Grünen dort sehen, 45 Prozent die Neos. Bei der SPÖ erklärten hingegen 54 Prozent, dass die Partei keine Minister stellen soll. Noch stärker ist die Ablehnung einer FPÖ-Regierungsbeteiligung: 68 Prozent sind laut dieser Umfrage dagegen.

Auch eine "Unique research"-Umfrage für das "profil" vom 5. Oktober zeigte diesen Trend: Laut der von Hajek durchgeführten Erhebung wären 57 Prozent der Österreicher mit einer Koalition zwischen ÖVP und Grünen einverstanden, 21 Prozent sprachen sich explizit dafür aus, 36 könnten "damit leben". Die zweitbeliebteste Koalitionsvariante wäre demnach mit 53 Prozent ein Dreierbündnis aus ÖVP, Grüne und Neos (18 Prozent "bevorzuge ich", 35 Prozent "kann damit leben").

Migrationsthema ist große Hürde

Interessant sind in einer vom "Kurier" publizierten Umfrage von OGM die Themen: 57 Prozent der Befragten wollen, dass die Grünen in Sachen Migration einschwenken, beim Klima sind ebenfalls 57 Prozent der Meinung, die ÖVP sollte hier nachgeben. Beim Budget (Nulldefizit) hat wiederum die ÖVP deutlich mehr Zustimmung unter den Befragten, bei den anderen Themen (Soziales, Infrastruktur) ergibt sich ein einigermaßen ausgewogenes Bild.

OGM-Chef Wolfgang Bachmayer schließt daraus, dass die einzige wirkliche Hürde für Türkis-Grün das Migrationsthema ist. "Hier kann Kurz auch in Hinblick auf die seit 2017 zu ihm übergewanderten FPÖ-Wähler nur wenig nachgeben."

Hajek erklärte im Gespräch mit der APA, die Österreicher würden eine "stabile Regierung" wollen, "zwei Partner, die sich gut verstehen und etwas weiterbringen". Es sei dabei zwar nicht allen egal, ob es Türkis-Blau oder Türkis-Grün wird, aber soweit die Koalition aus Sicht der Wähler erfolgreich ist, werde sie dann auch gut angenommen. Das Meinungsbild könne sich aber schnell drehen: Vor der Nationalratswahl 1999 etwa hätten alle von der Großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP geschwärmt. Dann kam es zu Schwarz-Blau und diese Variante habe dann auch bald Zustimmung erfahren.

(APA)

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