Gustav Deutsch, bekannt etwa für das Projekt „Film ist.“, ist 67-jährig gestorben.
Gustav Deutsch, so meinte einst sein schriftstellerischer Namensvetter Gustav Ernst, sei ein Weltzerleger: jemand, der die altgedienten Mechanismen hinter den Bilderfabriken der Gegenwart ersichtlich macht. Sein vorrangiges Material war die Filmgeschichte: In ihren Archiven suchte er nach visuellen Archetypen, aus denen sich moderne Augensprachen speisten – und galt auch über hiesige Landesgrenzen hinaus als Virtuose der Found-Footage-Kunst, der Arbeiten mit gefundenem, aus seinem ursprünglichem Kontext entwendetem Filmmaterial.
Deutsch wurde 1952 in Wien geboren, schon während seines Architekturstudiums drehte er Super-8-Filme. In den 1980er-Jahren begann er, sich in Künstlerkollektiven zu betätigen: Im Gegenkulturumfeld der Medienwerkstatt und als Mitglied der Gruppe „Der blaue Kompressor“ entstanden experimentelle Videoarbeiten. Zusehends verlagerte sich Deutsch vom Dokumentarischen aufs Konzeptuelle, ohne den sozialkritischen Anspruch aufzugeben – und fand seinen Schaffensschwerpunkt im Erstellen irrlichternder Filmcollagen.
Diese flirren an der Schnittstelle zwischen Avantgarde und Analyse, Film und Theorie. Deutschs Magnum Opus, das Langzeitprojekt „Film ist.“, zieht per Assoziationsmontage Motivfäden durch die globale Laufbildhistorie. „Welt Spiegel Kino“ (2005) seziert indes frühe Aufnahmen des Gewusels vor alten Lichtspielhäusern.
Größte Bekanntheit erlangte Deutsch jedoch mit einem vergleichsweise atypischen Werk: In „Shirley: Visions of Reality“ (2013) erweckte er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Hanna Schimek die Gemälde Edward Hoppers zu Bewegtbildleben. 2017 widmete er sich in „So leben wir“ dann wieder einer seiner ersten Faszinationen: dem Amateurfilm. Nun ist der Fundstückwebermeister mit 67 Jahren verstorben. (and)