Mein Montag

Das Rauchverbot und die trotzigen kleinen Kinder

Über die schönen österreichischen Begriffe „Bestemm“ und „Justamentstandpunkt“.

Es gibt diesen Rat, dass man auch als Erwachsener ein Stück weit ein Kind bleiben soll. Weil man sich so eine gewisse Leichtigkeit bewahrt, eine Offenheit für alles und eine spielerische Herangehensweise an die Welt. Tatsächlich nehmen sich das viele zu Herzen – allerdings oft, um in kindlichen Trotz zu verfallen. Zuletzt gesehen etwa beim Rauchen, wenn Erwachsene auf Social Media Fotos posten, die sie nach Inkrafttreten des Rauchverbots mit brennender Zigarette im Lokal zeigen. Hashtag #Widerstand.

Inhaltlich entspricht das einem Kind, das mit den Tränen der Wut in den Augen auf den Boden stampft und „Ich will aber“ schreit. Sprachlich gibt es dafür mehrere Beschreibungen. Im Österreichischen verwendet man dafür etwa den Begriff „Justamentstandpunkt“. Der Duden für österreichisches Deutsch versteht darunter einen „Standpunkt, der aus Trotz, Prestige oder Prinzip nicht aufgegeben wird, obwohl keine sachlichen Gründe [mehr] dafürsprechen“. Ebenfalls ein österreichisches Spezifikum ist „Bestemm“, der für das Leisten sachlich unbegründeten Widerstands steht. In der Sprache der Politik könnte man auch Fundamentalopposition dazu sagen. Und auch der Slogan „Jetzt erst recht“, der in einer schwierigen Lage Optimismus und Zuversicht versprühen kann, wird in der politischen Kommunikation vor allem zum Einigeln in eine trotzige Justamenthaltung verwendet.

Nun, einige sagen noch heute Praterstadion, obwohl es seit 1992 eigentlich Ernst-Happel-Stadion heißt. Manche schauen immer noch FS1 oder schicken vom Berlin-Ausflug liebe Grüße aus der DDR. All das kann scherzhaft gemeint sein – oder als bewusstes Statement. Faustregel: Wenn das Kind in einem selbst schelmisch lächelt, ist es okay. Wenn es einen roten Kopf bekommt und aufstampft, sollte man sich dagegen überlegen, ob man sich nicht doch wie ein Erwachsener benehmen sollte.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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