Kirche

Langer Schatten über Premiere bei Bischofstreffen

Kann Kardinal Schönborn das Eis innerhalb der Orthodoxie brechen?
Kann Kardinal Schönborn das Eis innerhalb der Orthodoxie brechen?REUTERS
  • Drucken

Am Montag tagen erstmals katholische und orthodoxe Bischöfe gemeinsam. Kann Kardinal Schönborn das Eis innerhalb der Orthodoxie brechen?

Wien. Es ist ein vergleichsweise kleines Land, das die große orthodoxe Welt spaltet und das Verhältnis zur noch größeren katholischen Kirche bis nach Österreich deutlich erschwert: Von der Ukraine ist die Rede.

Das Moskauer Patriarchat hat die Installierung einer eigenen ukrainisch-orthodoxen Kirche als feindseligen Akt gewertet und die Kirchengemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. kurzerhand aufgekündigt.

Vor diesem Hintergrund trifft am Montag – und das ist eine Premiere in Österreich und sucht auch international nach einem Beispiel – die katholische mit der orthodoxen Bischofskonferenz zusammen. Der Ukraine-Russland-Konflikt liegt dabei als langer Schatten über diesem Treffen.

Wird es dem Vorsitzenden Kardinal Christoph Schönborn möglich sein, das Eis innerhalb der Orthodoxie mit ihren ungefähr 700.000 Mitgliedern in Österreich zu brechen? Ein schwieriges Unterfangen jedenfalls.

Spannung um Teilnahme

So blieb bis zuletzt unklar, ob der für Wien berufene russische Metropolit Ioann an dem Gespräch im Erzbischöflichen Palais überhaupt teilnehmen wird/darf. Oder ob er danach sogar die geplante gemeinsame Vesper in der griechisch-orthodoxen Kathedrale am Fleischmarkt mitfeiert und schließlich beim Empfang des griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios Gast sein wird, der auch als Vorsitzender der orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich fungiert. Abgesehen von den innerorthodoxen Streitigkeiten, die die Zusammenarbeit nicht gerade erleichtern, existiert aber ein durchaus intaktes Verhältnis zu den anderen christlichen Kirchen. Es soll sogar vertieft werden.

Der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej strebt beispielsweise eine intensivere Zusammenarbeit mit der katholischen Caritas an, wie er jüngst im Interview mit Kathpress gesagt hat. „Im karitativen Bereich sind uns die katholische und evangelische Kirche in Österreich meilenweit voraus“, meinte er da.

Gast beim Bundespräsidenten

Als Vorbild für das bevorstehende katholisch-orthodoxe Date dient das Zusammentreffen der Bischofskonferenz unter der Führung Kardinal Schönborns mit den Spitzen der evangelischen Kirchen Ende 2016, am Vorabend des Reformationsjahres. Apropos evangelisch: Der dieser Kirche angehörende Bundespräsident, Alexander Van der Bellen, wird am Montag auch eine Rolle spielen. Noch vor dem Gipfel mit den Orthodoxen empfängt er die katholischen Bischöfe in der Wiener Hofburg.

Zumindest das stellt keine Premiere dar. Das letzte derartige Zusammentreffen mit dem Staatsoberhaupt gab es vor zwei Jahren. Und Eisbrecher wird bei diesem Termin erst recht gewiss keiner benötigt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kardinal Christoph Schönborn
Amazonas-Synode

Schönborn: "Wir brauchen den ehelosen Priester"

Die Grundform des priesterlichen Dienstes in der römisch-katholischen Kirche bleibt für Kardinal Christoph Schönborn die Ehelosigkeit. Dass das Zölibat sexuellen Missbrauch begünstigt, glaubt er nicht.
Papst Franziskus feierte den Abschluss der Amazonas-Synode mit einem Gottesdienst im Petersdom.
Vatikan

Synode empfiehlt Priesterweihe in Ausnahmefällen

Die Amazonas-Synode trat für die Weihe sogenannter Viri probati - ältere, im Leben bewährte Männer - zu Priestern ein. Eine Zweidrittelmehrheit sprach sich für eine Ausnahmeklausel aus.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.