Anna Wintour bleibt eine Fixgröße in der Modewelt.
Mode-Olymp

Brille und Bob: Anna Wintour ist 70

Die einflussreichste Frau der Modewelt wurde am 3. November 70 Jahre alt. Den starken Veränderungen am Magazinmarkt setzt sie optische Konstanten entgegen.

Der Teufel trägt noch immer Prada. Und dazu eine große Sonnenbrille und einen akkurat geschnittenen Bob mit langen Stirnfransen.
In dieser Aufmachung könnte man eigentlich inkognito unterwegs sein. Eigentlich. Denn wer sich hinter Frisur und Brille versteckt, ist klar. Anna Wintour, die am 3. November 70 Jahre alt wurde, hat beides zu ihrem Markenzeichen gemacht. In den ersten Reihen der Modeschauen ist sie nicht wegzudenken. Ohne Bob und Brille würde etwas fehlen. Wird es aber bis auf Weiteres nicht. Denn Anna Wintour macht weiter.

Erst im vergangenen Jahr wurde bestätigt, dass die Chefredakteurin der US-amerikanischen "Vogue" ihre einflussreiche Position zeitlich unbegrenzt innehat. Zuvor waren Gerüchte aufgekommen, Wintour müsse den Posten räumen. Doch die Chefredakteurin wurde zur Marke, zum Aushängeschild des Magazins. Dabei war sie nicht immer unangefochten an der Nummer eins und fernab jeder Kritik. Ende 2008 etwa wurde der Ton durch die Finanz- und Medienkrise rauer. Viele Zeitungen berichteten damals vom Ende der "Nuclear Wintour", die nunmehr eine "Dominatrix" sei.

Eine Uniform als Zufall

Dem Ruf, mit eisener Hand im Modeuniversum zu regieren, wurde auch Meryl Streep in der Rolle der Miranda Priestley 2006 im Spielfilm "Der Teufel trägt Prada" gerecht, wo sie ihre Version der Anna Wintour verkörperte. Die Chefredakteurin nahm auch das gelassen hin. Sie erschien zur Premiere des Films ganz selbstironisch in Prada. An Wintour prallte scheinbar alles ab. Wobei eine unbewegliche Miene und die hinter der Brille versteckten Augen sowieso für ein Rund-um-die-Uhr-Pokerface sorgen.

Ihre Uniform, wenn man so will, war reiner Zufall. "Ich habe mich einfach gut damit gefühlt, das war alles. Ich bin ein Gewohnheitstier." Was ebenso dazu gehört sind Statement-Halsketten, bunte Kleider und Sligback-Heels von Manolo Blahnik, die speziell für sie designt wurden. Das Modell trägt sie seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Beigetönen.


Auch das Zur-Marke-Werden war nicht geplant. Sich selbst will Wintour nicht in den Vordergrund stellen. „Ich arbeite für den Conde-Nast-Verlag. Ich habe keine eigenen Social-Media-Plattformen oder suche nach persönlicher Anerkennung", erklärte die 1949 als Tochter eines Zeitungsherausgebers geborene Wintour, die seit ihrem 14. Lebensjahr dieselbe Bobfrisur trägt.

Stetigkeit und Wandel

Seit 1988 ist Wintour, die zwischen 1984 und 1999 mit dem Kinderpsychologen David Shaffer verheiratet war und mit ihm einen Sohn und eine Tochter hat, schon Chefredakteurin der "Vogue". Die Magazinwelt um sie herum hat sich währenddessen komplett verändert. "Bei meinem ersten Job als junges Mädchen in Großbritannien war es eine tolle Sache, wenn wir 90.000 Menschen erreicht haben. Jetzt haben wir etwa 22 Millionen Fans auf dem Instagram-Account der US-"Vogue"." Gleichzeitig sinken allerdings die Print-Auflagen von vielen Magazinen immer weiter, Werbeeinnahmen brechen weg.

Und so geht auch Wintour, die Gewohnheit nicht nur optisch, sondern auch in ihrem Tagesablauf (sie steht jeden Tag um fünf Uhr auf, um Tennis zu spielen) mit der Zeit. Als sie 2014 Kim Kardashian und Kanye West auf das Cover der „Vogue“ holte, sorgte das für Kritik. Wintour würde die Reputation des elitären Magazins opfern nur, um Schlagzeilen zu generieren und Verkäufe anzuregen, hieß es damals. Doch fünf Jahre später sind die Kardashian-Wests Fixgrößen im Modegeschäft, Kanye West ist mittlerweile erfolgreicher Designer, Kim Kardashian war schon viele weitere Male am „Vogue"-Cover zu sehen.

Kanye West und Kim Kardashian auf der "Vogue" im Jahr 2014.
Kanye West und Kim Kardashian auf der "Vogue" im Jahr 2014.

Instagram-Erfolge

Und genau diese Entscheidungen sind es wohl, die den anhaltenden Erfolg des Magazins auch in Zeiten, in denen Printtitel an Einfluss verlieren, ausmachen. Ein Cover auf der "Vogue" ist für Models und Stars noch immer mit weitaus mehr Prestige verbunden als die Coverseiten  der Konkurrenz. Die 70-Jährige sorgte dafür, dass "Vogue" popkulturellen Einfluss hat, indem sie zum ersten Mal nicht nur Models, sondern auch Stars auf die Titelbilder holte.

Zu den größten Erfolgen gehörte etwa die Rekordausgabe mit Lady Gaga auf dem Cover im Jahr 2012, die unglaubliche 916 Seiten umfasste. Erfolg lässt sich nun auch anders messen, etwa mit den Followern auf Instagram. Da kann "Vogue" mit 25 Millionen ebenfalls gut mithalten. Das Magazin ist das zweitmeist gefolgte der Welt.

(chrile/APA/dpa)

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