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Heinz-Christian Strache will Ibiza-Video erwerben

Am 1. Oktober kündigte Strache seinen endgültigen politischen Rückzug an.
Am 1. Oktober kündigte Strache seinen endgültigen politischen Rückzug an. (c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache soll eine hohe sechsstellige Summe bieten. Er ist aber bei der Beschaffung des Bildmaterials bisher ebenso wenig erfolgreich wie die Justiz.

Es machte aus Heinz-Christian Strache, dem bisherigen Vizekanzler und gefürchteten Rechtspopulisten, einen Ex-Politiker: Das Ibiza-Video. Korruptionsangebote, die Verbandelung mit Medien und den Reichen dieses Landes: Das ist die öffentlich gewordene Essenz eines alkoholgetränkten Abends auf Ibiza im Sommer 2017. Bekannt geworden ist allerdings nur ein kurzer Ausschnitt dieses langen Zusammentreffens mit der Fake-Oligarchennichte, bei dem sich Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und Strache um Kopf und Kragen redeten. Beide geben an, Erinnerungslücken zu haben, glauben, unter Drogen gesetzt worden zu sein. Um seine Erinnerung wieder zu erlangen, ist Strache offenbar bereit, hohe Summen zu bezahlen.

Recherchen der „Presse“ und des „Standard“ zufolge soll der Ex-Parteichef über Mittelsmänner versuchen, das Ibiza-Video in voller Länge zu erwerben. Das bestätigen mehrere Quellen aus dem Umfeld der Video-Macher und Strache selbst. Von Summen von mehreren Hunderttausend Euro bis zu einer Million ist hier die Rede.

Straches Anwalt Johann Pauer bestätigt das Interesse an dem Bildmaterial: „Seit der erstmaligen Veröffentlichung des Ibiza-Videos besteht seitens meines Mandanten ein erhebliches und nachvollziehbares Interesse, das gesamte Video-Rohmaterial zu sichten, um sämtliche dieser vor über zwei Jahren getätigten Äußerungen in ihrem Kontext nachvollziehen zu können“, sagt Pauer auf Anfrage. Straches deutscher Anwalt Ben Irle, der ihn in zivilrechtlichen Fragen vertritt, habe schon versucht, die Herausgabe von der Süddeutschen Zeitung zu erwirken. Erfolglos. Das Medium berief sich auf den Quellenschutz. „Geld für die Herausgabe des Videos hat mein Mandant zu keinem Zeitpunkt angeboten“, schreibt Pauer.

Hausdurchsuchung erfolglos

Neben Strache und etlichen Medien blieben bisher auch die Versuche der ermittelnden Staatsanwaltschaften, an das Bildmaterial zu kommen, ergebnislos. So konnte das Video etwa auch bei einer umstrittenen Hausdurchsuchung bei dem Wiener Innenstadtanwalt M. noch nicht gefunden werden – die konfiszierten Daten sind nach wie vor unter Verschluss. Ein Richter muss erst entscheiden, ob das Material verwendet werden darf. M. hatte seine Involvierung eingestanden. Er war es gewesen, der Gudenus und die falsche Oligarchennichte in seiner Kanzlei einander vorstellte – vorspielte, dass die vermeintliche Russin Grundstücke von Gudenus' Familie erwerben wolle. M. sieht darin nichts Verwerfliches – er bezeichnet das als „zivilgesellschaftliches Projekt“, bei dem mit „journalistischen Methoden“ gearbeitet wurde.

Die Aufklärung des Falles schreitet jedenfalls zügig voran: Wer im Ibiza-Projekt beteiligt war, ist weitestgehend klar – die Soko-Ibiza arbeitet an den Vernehmungen. Unklar ist nach wie vor die Identität der vermeintlichen Russin – und ob Geld für das Video geflossen ist. Die Macher des Videos stellen Letzteres gegenüber der „Presse“ ebenso in Abrede wie „Süddeutsche“ und „Spiegel“, die als erste Medien über das Video berichtet hatten. Tatsache ist aber auch: Bereits im Jahr 2015 hat Anwalt M. für belastendes Material gegen Strache einen Käufer gesucht – klopfte an die Türen von SPÖ, ÖVP und Neos. Laut eigenen Angaben lehnten sie ab. Auch 2017 ging M. mit dem Ibiza-Video hausieren, versuchte über einen Lobbyisten der Strabag an Hans Peter Haselsteiner heranzukommen. Wieder erfolglos.

Straches Fahrer

Eine Schlüsselrolle dürfte 2015 wie 2017 Straches ehemaliger Fahrer und Sicherheitsmann gehabt haben, der Informationen geliefert haben soll. Als einer seiner engsten Vertrauten wusste er über den Parteichef, dessen Vorlieben und Gewohnheiten Bescheid. Und er war es auch, der jene Belege sammelte, die später zu Straches Spesenaffäre führten. Der Vorwurf: Der Parteiobmann soll der Partei private Spesen verrechnet und fingierte Rechnungen abgegeben haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt – gegen Strache und den Fahrer selbst, der nach einer Hausdurchsuchung verhaftet wurde. Er soll eine umfassende Aussage abgegeben haben. Sie ist unter Verschluss.

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