Pizzicato

Jüngst, beim Berater

Der graue Herr hebt nur unwillig den Kopf: „Schwierig, gnädige Frau, fast unmöglich.“ – Nun, das wusste die tapfere Masseverwalterin der SPÖ selbst gut genug.

Der graue Herr hebt nur unwillig den Kopf: „Schwierig, gnädige Frau, fast unmöglich.“ – Nun, das wusste die tapfere Masseverwalterin der SPÖ selbst gut genug. Aber dazu hat sie ja Rat beim Politikwissenschaftler gesucht, auch wenn sie ahnt, dass hier guter Rat teuer werden würde. „Sie kennen meine Probleme sehr genau, Herr Professor, aber langsam halt ich diese Befindlichkeiten der Genossen nicht mehr aus.“ – „Weiß ich, weiß ich, gnä' Frau. Es stehen ja auch noch die Steirer-Wahlen vor der Tür. Und der dortige Parteirebell kriegt 6000 Euro als Chef eines Zwutschkerl-Start-ups mit sechs Mitarbeitern . . . Klassischer Versorgungsposten. War immer so“, bestätigt der Guru. – „Das allein ginge noch, wissen S', aber ich kann ja kein Wort im Parteivorstand mehr sagen, ohne dass es hinausgeschmuggelt wird.“ – „Früher ein typisches ÖVP-Muster“, kommentiert der Berater, „aber ich hab' eine Lösung: Machen Sie's wie die SPD.“ – „San Sie überg'schnappt“, japst die Parteichefin, „die hat ja bald nur noch acht Prozent.“ – „Aber die Linke macht fast 30 Prozent, zumindest in Thüringen.“ – „Und? Was hab ich da davon?“ – „Spalten S' die Partei, liebe Frau. Eine starke Linkspartei mit all Ihren Bobos, da kann auch der Kern wieder mittun. Und die alte SPÖ vergessen Sie einfach. Genial, was?“ Und schon greift er zur Honorarnote. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2019)

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