Keiner schrieb so großartige Hassreden wie Shakespeare (hier Richard III. in der Schaubühne Berlin).
Der literarische Hass-Effekt

Welche Autoren am besten hassen

Wer sind die Meister der Hassrede unter den Schriftstellern? Im Buch „Mit Dolchen sprechen“ des Literaturtheoretikers Karl Heinz Bohrer nehmen Österreicher eine herausragende Rolle ein – auch Handke.

Hamlet, ein Melancholiker? Viel eher ein Meister der Grausamkeit. Michael Kohlhaas, ein Kämpfer für die Gerechtigkeit? Eher Kleists vielleicht bester Hassredner. Und Handke, ein Dichter des Sanften? Wenige in der Literatur hassen so gut wie er. So sieht das zumindest der deutsche Literaturtheoretiker Karl Heinz Bohrer in seinem neuen, bei Suhrkamp erschienenen Buch „Mit Dolchen sprechen. Der literarische Hass-Effekt“.

Man könnte diese Themenwahl für eine Reaktion auf die vielen Diskussionen über Hate Speech in den sozialen Medien halten. Tatsächlich haben nicht nur Ausstellungsmacher darauf reagiert, etwa im Frühjahr mit der Schau „Hate Speech“ im Grazer Künstlerhaus, sondern auch Literaturwissenschaftler. Die deutschen Philologen Jürgen Brokoff und Walter-Jochum an der Freien Universität Berlin etwa analysieren im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Affective Societies“ Formen verletzender Rede und haben dazu 2018 eine Tagung mit dem Titel „Hass/Literatur“ organisiert. Unter Literatur verstehen sie dabei sehr viel, auch Kommentare aller Art im Internet. Solche neuen Texte setzen sie in Beziehung etwa zum „Nibelungenlied“, zu Schriften Martin Luthers oder Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“.

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