Côte d'Ivoire statt Sofia: Emmanuel Macron teilt Unionsbürger in Menschen erster und zweiter Klasse ein – ein fatales Missverständnis des Prinzips EU.
Dass sich große Kränkungen gern in kleinen Nebensätzen verstecken, gilt nicht nur für zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch für die Politik. Eine achtlose Geste, abschätzige Bemerkungen wiegen oft schwerer als eine gut platzierte Beleidigung. Denn während hinter dem kalkulierten Angriff eben Kalkül steckt, offenbart die herablassende Achtlosigkeit, was der Verursacher der Verstimmung von einem denkt, wenn er sich einmal nicht unter Kontrolle hat.
Womit wir bei Emmanuel Macron angelangt wären, der als Frankreichs Staatsoberhaupt gern in die Rolle des vom Kapitol herabgestiegenen Jupiter schlüpft. Allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz ist Macron aber kein Titan der Unfehlbarkeit. Au contraire: Er greift in schöner Regelmäßigkeit daneben. Ein solcher Macron'scher Missgriff ereignete sich vor wenigen Tagen, als der Präsident dem französischen Magazin „Valeurs actuelles“ ein Interview gab und während des Gesprächs en passant anmerkte, legale Einwanderer aus Guinea und Côte d'Ivoire seien ihm allemal lieber als angeschleppte Ukrainer und Bulgaren.