Rauchverbot

Lokale auf Raucherentwöhnung

(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Durchsetzung des Rauchverbotes klappt relativ reibungslos. Einige Wirte versuchen noch, komfortables Rauchen zu ermöglichen. Die Shisha-Bars sind seit Tagen verwaist.

Wien. Der Sprung in die neue Zeit ist geschafft, seit Tagen ist die Gastronomie rauchfrei. Während sich nun die alten Schwaden in früheren Raucherlokalen langsam lichten, klappt die Umstellung an sich relativ reibungslos. Mit der Betonung auf relativ. Eine erste Bilanz.

1 Wie sind die bisherigen Raucherkontrollen verlaufen?

In Wien ist das erste Rauchfrei-Wochenende so gut wie ohne Verstöße verlaufen. 726 Lokale wurden kontrolliert, in drei Fällen wurde Anzeige wegen unerlaubten Rauchens erstattet, so Marktamtssprecher Alexander Hengl. Dazu gab es fünf Anzeigen wegen fehlender Kennzeichnung. Zu Konflikten sei es bei den Kontrollen nicht gekommen. Nur ein Streit ums Rauchen ist am Wochenende eskaliert: Zwei Brüder wollten im Gürtellokal Chelsea rauchen, ließen sich auch von Securitys nicht abhalten, und als sie aus dem Lokal gewiesen wurden, attackierten sie diese – ebenso wie die gerufene Polizei. Zwei Beamte wurden verletzt, die Brüder wurden festgenommen.

Bis Jahresende will das Wiener Marktamt nun jedenfalls 5000 Kontrollen durchgeführt haben. In den übrigen Bundesländern sind die Behörden zurückhaltender, aber auch von dort wurden keine Probleme bei der Durchsetzung des Rauchverbotes bekannt.

2 Wie haben sich Umsätze am ersten Rauchfrei-Wochenende entwickelt?

In der Halloween-Nacht von Donnerstag auf Freitag, in der zu Mitternacht das Rauchverbot in Kraft getreten ist, wurde in vielen Lokalen das Rauchen noch ein letztes Mal zelebriert – und sie waren bestens besucht. Dennoch, Gastronomen klagen, dass der Umsatz in der Nachtgastronomie zurückgegangen sei. Mario Pulker, der Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer, berichtet von minus zehn bis 20 Prozent in Nachtlokalen. Diese Zahlen würden auf Angaben von Gastronomen in einer WhatsApp-Gruppe beruhen, in der sich 220 Betriebe austauschen.

3 Ist es zu den vielfach gefürchteten Lärmbeschwerden gekommen?

Der Lärm auf der Straße vor den Lokalen habe schon zugenommen, doch habe es nicht mehr Anzeigen als sonst auch gegeben, so Pulker. Das liege vor allem daran, dass man schon im Vorfeld den Kontakt zu den Anrainern gesucht habe. Allerdings, ein Betrieb meldete prompt, wegen des Rauchverbots müsse man nun nach 47 Jahren zusperren, so der Betreiber der Disco Go-In im oberösterreichischen Finklham. Ein reibungsloser Ablauf sei nicht mehr möglich, „zum Schutz unserer Anrainer“ wolle man nun im Jänner schließen, so der Betreiber der Disco – der zuvor schon zu einem Streik unter dem Titel „Friday's for Gastro“ gegen das Rauchverbot aufgerufen hatte – der Zuspruch blieb mäßig.

4 Mit welchen Tricks und Schlupflöchern wird nun weitergeraucht?

Es gibt sie noch, die widerständigen Raucher – sie rotten sich etwa in Rauchergruppen auf Facebook zusammen und posten Fotos von in Lokalen gerauchten Zigaretten. Auch viele Gastronomen überlegen nach wie vor, wie sie ihre Gäste komfortabel rauchen lassen können: In Salzburg etwa hat ein Gastronom sein Lokal um eine Schirmbar ergänzt, in der geraucht werden darf. Auch in Freistadt hat ein Wirt ein Zelt für die Raucher aufstellen lassen. Ob das rechtlich hält, ist mehr als fraglich. Solche Raucherbereiche, die witterungsgeschützt sind, können als Innenbereich angesehen werden – dann gilt das Rauchverbot.

Auch Pulker berichtet von vielen Anfragen zu Zelten und Ähnlichem. „Wir können keine rechtliche Auskunft geben, was vor Lokalen erlaubt ist und was nicht, das sieht bei den Beamten auf Landes- oder Bezirksebene jeder anders“, so Pulker, der eine Klarstellung vonseiten des Ministeriums fordert. Abgesehen davon macht Pulker klar: „Es gibt keine Schlupflöcher.“ Ideen von der Einrichtung eines Rauchervereins bis zum Umstieg auf einen Hotelbetrieb, in dem es einen Raucherbereich geben könnte, wie sie geäußert wurden, „kann man gleich wieder vergessen“. Rechtlich werde nichts davon durchgehen.

5 Wie geht es den rauchfreien Shisha-Bars?

Am Wochenende haben Bilder verwaister Shisha-Bars die Runde gemacht; und Jakob Baran, Betreiber der Shisha-Bar Titan sowie Obmann des Shisha-Verbandes bestätigt dieses Bild: Er spricht von „Totalausfällen“ von Wien bis Tirol, von 80 Prozent weniger Umsatz in seiner Bar. Er erwartet, dass bis März „95 Prozent“ der Shisha-Bars zusperren werden. Dann, frühestens im März, wird eine Entscheidung des VfGH erwartet – über den die Shisha-Bar-Betreiber erwirken wollen, dass Teile des Nichtraucherschutzgesetzes wegen Verfassungswidrigkeit aufgehoben werden. Lässt sich die Zeit bis dahin mit anderem Angebot, Cocktails oder Kaffee, überbrücken? „Wir haben das versucht, aber die Menschen sind nur wegen der Wasserpfeifen gekommen“, so Baran.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2019)

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