iPhone 4: Apples neues Handy kommt mit Superdisplay

Steve Jobs stellt das iPhone 4 vor
Steve Jobs stellt das iPhone 4 vor(c) AP (Paul Sakuma)
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Das Gerät weicht von der bisherigen Design-Tradition ab. Das Display bietet die vierfache Auflösung der bisherigen iPhones, Videotelefonie und soll ab Juli in Österreich erhältlich sein.

In üblicher Tradition hat Apple-Chef Steve Jobs die vierte Inkarnation des hauseigenen Mobiltelefons vorgestellt. Das iPhone 4 bricht mit dem bisherigen Design-Paradigma und wirkt um einiges kantiger als die Vorgänger. Das Äußere entspricht weitestgehend den Bildern eines in einer Bar gefundenen Prototypen, die über den Blog Gizmodo bereits Wochen vor der Präsentation in Umlauf gebracht worden sind. Jobs zollte dieser Tatsache mit der lapidaren Erklärung "ihr werdet das schon gesehen haben" Rechnung. Der Rahmen besteht aus rostfreiem Stahl, die Oberfläche ist mit Glas überzogen. Es ist nur 9,3 Millimeter dick und damit um 24 Prozent schlanker als das iPhone 3GS. Die in Foren diskutierten Schlitze im Metallrahmen erklärte Jobs damit, dass jedes einzelne der Teile eine eigene Antenne für UMTS, WLAN und Bluetooth ist.

Ab Juli in Österreich erhältlich

In Österreich soll das iPhone 4 ab Juli erhältlich sein. Preislich soll es nach Apples Willen gleich viel kosten wie bisher das 3GS. Dieses wiederum soll im Preis reduziert werden. Deutsche Nutzer erhalten schon ab 24. Juni die Möglichkeit, ein iPhone 4 zu erwerben. Gemeinsam mit den USA, Frankreich, Großbritannien und Japan zählt Deutschland zu den ersten Ländern, die das neue Apple-Handy erhalten. Österreich ist beim zweiten Schwung dabei, gemeinsam mit 17 anderen europäischen und asiatischen Ländern. Bisher haben T-Mobile und Orange das iPhone im Programm gehabt. Es gibt aber noch weitere Interessenten. Der Technikchef des Anbieters "3", Jan Trionow geht davon aus, dass das Apple-Handy "relativ bald" bei seinem Unternehmen erhältlich sein wird. Von A1 gibt es noch keine Stellungnahme. An allfälligen Exklusivverträgen wie in Deutschland kann es nicht liegen. Wie DiePresse.com aus informierten Kreisen weiß, gibt es solche Vereinbarungen für den österreichischen Markt nicht.

Hochauflösendes Display

Eine Besonderheit ist der Bildschirm. Laut Jobs besitzt das iPhone 4 eine Pixeldichte von 326 Bildpunkten pro Zoll. Apple nennt das "Retina Display", da das menschliche Auge angeblich nicht mehr Auflösung auf einer Entfernung von 25 Zentimetern - laut Apple die übliche Distanz zur Betrachtung eines Handys - wahrnehmen kann. Damit besitzt das iPhone 4 mit 960 mal 640 die vierfache Auflösung der bisherigen Modelle. Jobs ließ sich einen Seitenhieb auf Microsofts Windows-Betriebssystem nicht nehmen. Das iPhone 4 sei "Das beste Fenster auf diesem Planeten". Er zeigte auch Video-Telefonie mit dem Gerät. Über die Anwendung FaceTime und die neue vorderseitige Kamera telefonierte Jobs live auf der Bühne.

Steve Jobs wird wütend

Die Demonstration von Websites schlug fehl, da das Netzwerk im Saal kurzzeitig nicht funktionierte. Stattdessen wurden Vergleichfotos gezeigt. Der sichtlich irritierte Apple-Chef beschuldigte die anwesenden Blogger und Journalisten, da im Saal 570 WLAN-Hotspots aktiv seien. Er drohte, die Präsentation abzubrechen, wenn sie ihre Laptops beziehungsweise WLAN-Funktionen nicht ausschalten. Die Live-Berichterstatterin von Ars Technica berichtete von Apple-Wachleuten, die durch den Saal gingen und Teilnehmer anschnauzten. Dabei begann die Vorstellung mit viel Gegenliebe. Die Apple-Fans zeigten ihre Bewunderung für den Firmengründer mit "Wir lieben dich, Steve"-Rufen. Er antwortete verlegen: "Danke, schätze ich."

Fünf Megapixel, HD-Video und iMovie

Neu ist auch die Kamera des iPhone 4. Sie bietet eine Auflösung von fünf Megapixel auf einem verbesserten Sensor und kann Videos in der HD-Auflösung 720p mit 30 Bildern pro Sekunden aufnehmen. Der LED-Blitz funktioniert sowohl für Standbilder als auch Videos. Gleichzeitig stellte Apple auch iMovie für das iPhone vor, mit dem Nutzer ihre Videos direkt im Gerät bearbeiten können. Die Anwendung ist aber nicht inkludiert, sondern wird fünf US-Dollar kosten.

Gyroskop für Spiele

Als Kernstück dient wie beim Tablet-Computer iPad ein A4-Prozessor, der sparsamer und leistungsfähiger als bisherige iPhone-Chips sein soll. Dank dieser Leistung und in Kombination mit dem neuen Akku soll das iPhone 4 bis zu 300 Stunden Standby-Zeit bieten, sowie zehn Stunden Videowiedergabe am Stück ermöglichen. Für Spiele wurde ein elektronisches Gyroskop integriert. Damit und dem schon integrierten Beschleunigungssensor sollen noch leichter steuerbare Spiele als jetzt möglich werden.

iPhone OS 4.0 wird iOS 4

Als Betriebssystem wird wie erwartet das neue iPhone OS 4.0 eingesetzt, das bereits im April vorgestellt wurde. Es soll aber ab sofort als iOS 4 bezeichnet werden und wird ab 21. Juni als kostenloses Upgrade zur Verfügung gestellt. Es unterstützt erstmals auf Apple-Mobilgeräten Multitasking, also das gleichzeitige Ausführen von Anwendungen. So kann man etwa im Web Surfen, während im Hintergrund Skype aktiviert bleibt und Anrufe oder Nachrichten entgegennehmen kann. Andere Geräte bieten diese Funktionalität schon länger. Nützlich ist auch die Funktion, aus dem App Store besorgte Anwendungen in Ordnern zu verwalten. Laut Jobs wurden insgesamt schon mehr als fünf Milliarden Apps heruntergeladen.

Druck von der Konkurrenz

Apple war unter Zugzwang gekommen, da im vergangenen Jahr die Konkurrenz besonders aus der Ecke von Googles Android stark zugelegt hatte. Zwar ist das iPhone noch immer in Sachen Verkaufszahlen weit voraus, Geräte wie ein Motorola Milestone, HTC Desire oder Sony Ericsson Xperia X10 zeigen aber, dass auch andere Konzepte erfolgreich sein können. Besonders in Sachen Bildschirmauflösung hinkte das bisher aktuelle iPhone 3GS hinterher. Während es nur 320 mal 240 Bildpunkte bot, lieferten andere Geräte bereits 800 mal 480 Pixel, was sich besonders bei der Darstellung von Videos von Vorteil erweist. Mit dem iPhone 4 überholt Apple die Konkurrenz.

Erweiterungen für iBooks

Seit der iPad-Einführung vor 65 Tagen wurden mehr als fünf Millionen Bücher für das iPad heruntergeladen. Die iBooks-App wurde jetzt um einige Funktionen erweitert. So kann man jetzt etwa Notizen in seine heruntergeladenen Bücher machen oder Passagen hervorheben. Außerdem unterstützt die Anwendungen ab sofort auch PDF-Dokumente. All diese Funktionen beherrscht die E-Book-Reader-Konkurrenz wie etwa Amazons Kindle schon länger. Kunden können jetzt auch Bücher nicht nur auf einem Gerät sondern mehreren, die mit der iBooks-Anwendung ausgestattet sind, lesen. Auch das gibt es bei der Kindle-Plattform bereits.

FarmVille und Guitar Hero für das iPhone

Eine der Ankündigungen war die Vorstellung des beliebten Facebook-Spiels FarmVille für das iPhone. Die 70 Millionen Nutzer des Games sollen ihre mühsam gepflegte Farm auch auf dem iPhone hüten können. Spieler sollen über Push-Benachrichtigungen informiert werden, bevor ihr Getreide verwittert. Das Publikum brach in Gelächter aus. Spielehersteller Activision kündigte eine aktuelle Version des Musikspiels "Guitar Hero" für das iPhone an. Integriert werden Musikklassiker von den Rolling Stones und Queen sein.

"95 Prozent der Apps werden zugelassen"

Jobs ging am Rande auf die Kritik am App Store ein. Oft gibt es Beschwerden, dass Apps aus unerfindlichen Gründen nicht zugelassen werden. Laut Jobs würden 95 Prozent der eingereichten Anwendungen innerhalb von sieben Tagen veröffentlicht werden. Die anderen fünf Prozent werden nur deswegen nicht zugelassen, weil sie entweder nicht das tun, was die Entwickler behaupten, private Schnittstellen verwenden oder abstürzen. Das Publikum quittierte die Erklärung mit unzufriedenem Gemurmel.

(db)

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