In der Arbeitswelt hat sich vieles verändert, die Normalarbeitszeit bleibt allerdings bei 40 Stunden in der Woche. Der Ruf nach einer Reduktion wird immer lauter. Eine gute Idee? Diskutieren Sie mit!
In elf Jahren werden wir alle nur noch 15 Stunden pro Woche arbeiten, wenn es noch Prognosen des Ökonomen John Maynard Keynes geht. Das werden wohl auch die härtesten Kritiker des jetzigen Arbeitszeitmodells bezweifeln. Doch der Ruf nach einer Arbeitszeitreduktionen bei vollem Lohnausgleich wird lauter. Überzeugen können sie nicht jeden. So schrieb etwa Karl-Peter Schwarz in einem Gastbeitrag für die „Presse“, SPÖ-Politiker Andreas Schieder wolle sich mit seiner Forderung nach der 30-Stunden-Woche bei jenen „einwamperln, die er für Proletarier hält“.
Auch wenn das stimmen könnte, ein Naturgesetz ist die 40-Stunden-Woche nicht. Schon in der Vergangenheit wurde die Normalarbeitszeit (mehrmals) herabgesetzt. Und heute geht es in der zunehmend automatisierten Arbeitswelt oft nicht mehr darum, wie viele Stunden jemand am Fließband steht. Das wissen auch Unternehmen, wie etwa der US-Konzern Microsoft, der in Japan die Vier-Tage-Woche getestet hat und begeistert ist.
Trotzdem gibt es gute Gründe, skeptisch zu sein. So konnte etwa die Stadt Göteborg ein Pilotprojekt trotz zufriedener Belegschaft nicht verlängern, weil es viel zu teuer war.
Oft behaupten Firmen, die die Arbeitszeit verkürzen, dass ihre Mitarbeiter konzentrierter und damit auch produktiver arbeiten. Das wurde zumindest wissenschaftlich nicht bewiesen. Berichte von zufriedenen Unternehmen, die das Experiment wagten, sind oft nur Momentaufnahmen. Norbert Rief fragt sich daher in einer Glosse, was passiert wenn die Vier-Tage-Arbeitswoche zum Dauerzustand in einem Unternehmen wird: „Ob man nicht dann wieder in den Alltagstrott mit kollegialen Plaudereien und Internetsurfen verfällt und die Produktivität dadurch wieder sinkt?"
»„Das Statussymbol ist Zeit.“«
Klaus Hochreiter
Solange die 30-Stunden-Woche (oder die Vier-Tage-Woche) eine Ausnahme bleibt, gibt es aber ein handfestes Argument für sie, wie etwa der Unternehmer Klaus Hochreiter weiß. Er will die besten Köpfe und sagt, die Jungen könne man mit mehr Gehalt nicht mehr locken: „Das Statussymbol ist Zeit.“ Umfragen geben ihm recht. Jeder zweite Österreicher wäre für mehr Freizeit sogar bereit, sein Gehalt zu opfern.
Die Realität schaut oft anders aus: Den Zwölf-Stunden-Tag, der von Türkis-Blau eingeführt wurde, haben viele Firmen umgesetzt, wie eine Umfrage zeigt. Allerdings ermöglichen viele Arbeitgeber heute auch Home-Office. Flexibilität gibt es nicht nur in eine Richtung.
Diskutieren Sie mit: Wäre eine Reduzierung der Arbeitszeit sinnvoll? Wie können wir uns so gegen Länder wie China behaupten? Würden Sie persönlich weniger arbeiten wollen, selbst wenn Sie dafür auf Gehalt verzichten müssten? Soll alles beim Alten bleiben? Oder muss sich das System grundlegend ändern?