Mumok

Fotoausstellung: „Warum über eine Ware nachdenken?"

Arrangiert. An ein Werbe-Still erinnert „Z-E“ (2019) von Michele Abeles.
Arrangiert. An ein Werbe-Still erinnert „Z-E“ (2019) von Michele Abeles.(c) Courtesy of the artist and 47 Canal, New York © Michele Abeles
  • Drucken

An Bruchstellen reiche Einblicke in eine Welt glatter Oberflächen gibt demnächst eine Fotografieausstellung im Mumok.

Maserung. Einen Ginkgo setzte Annette Kelm in ihre gleichnamige Arbeit, die 2019 entstand.
Maserung. Einen Ginkgo setzte Annette Kelm in ihre gleichnamige Arbeit, die 2019 entstand.(c) Courtesy of the artist and KÖNIG GALERIE, Berlin/London © Anette Kelm

„Es gibt sie noch, die guten Dinge": Den Werbeslogan einer bekannten Warenhauskette würde 2019 wohl niemand mehr anzuzweifeln wagen. Die Allgegenwart von Gegenständen, die als Garant für Güte (der Benutzer?) gelten wollen, ist durch den Erfolg sozialer Medien im digitalen Zeitalter geradezu erdrückend. Eine Ausstellung im Wiener Museum für moderne Kunst spürt nun der Frage nach, wie die künstlerische Fotografie auf diese Omnipräsenz reagiert. Arbeiten von vier Künstlerinnen, die sich in Teilaspekten ihres Werks mit themenverwandten Fragen beschäftigen, werden unter dem Titel „Objects Recognized in Flashes" präsentiert.

Befühlung. Manikürte Hände und ein Tablet-Display in „For ­Myself 2“ von Josephine Pryde.
Befühlung. Manikürte Hände und ein Tablet-Display in „For ­Myself 2“ von Josephine Pryde.(c) Courtesy of the artist and Simon Lee Gallery, London / Hong Kong / New York © Josephine Pryde

Ein Anliegen, das die ausgewählten Bilder verfolgen, ist das Hinterfragen der Hochglanzoberfläche. Optik trifft auf Haptik, Visuelles auf Materialität: Oft ist die Produkt- und Werbefotografie zwangsläufig eine sich anbietende Referenzebene. Um Kapitalismuskritik geht es notwendigerweise ebenfalls – auch wenn diese weder vordergründig noch als Hauptanliegen thematisiert wird.

Interfaces. Für die Ausstellung versammelte Mumok-Kurator Matthias Michalka Bilder der Fotografinnen Michele Abeles, Annette Kelm, Josephine Pryde und Eileen Quinlan: Zwei der Künstlerinnen, Abeles und Quinlan, hatten in Wien bislang noch keine Ausstellungsbeteiligung vorzuweisen. Inhaltliche Parallelen, die im Entstehungsprozess der Schau zur Auswahl dieser vier Positionen führten, ergeben zudem spannende Möglichkeiten einer transversalen Lesart der Ausstellung. Eileen Quinlan bezeichnet etwa ihre Serie „Smoke & Mirrors", die einen fast grafischen Charakter aufweist, in ihrer Frühphase als „Produktfotos ohne Produkt" – auch diese Leerstelle ist freilich als Statement lesbar.

Ebenso wie der Kommentar von Josephine Pryde zur breiten Begeisterung für die glatten und per se reizlosen Oberflächen von Smartphones und Tablet-Computern: Dieses Interface zu einer digitalen Dingwelt rückt sie in den Mittelpunkt von Fotos, in denen schön manikürte Hände als Pars-pro-toto-Stellvertreter der menschlichen Nutzer fungieren. „Warum über eine Ware nachdenken?", fragt Pryde in einem Katalogtext. Visuelle Antworten möchte die bevorstehende Wiener Ausstellung zuhauf liefern.

Grafisch. Die Arbeit „Smoke & Mirrors #71“ von Eileen Quinlan entstand 2005.
Grafisch. Die Arbeit „Smoke & Mirrors #71“ von Eileen Quinlan entstand 2005.(c) Courtesy of the artist and Campoli Presti, London/Paris © Eileen Quinlan

Tipp

„Objects Recognized in Flashes". Arbeiten von ­Michele Abeles, Annette Kelm, Josephine Pryde, Eileen Quinlan, ab 16. 11. im Mumok.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.