Kabarett

Martin Puntigam: Zurückhaltung ist wünschenswert

Auftritt. Auf der Bühne ist ­Puntigam die Hochrechnung dessen, was er im Leben sein könnte.
Auftritt. Auf der Bühne ist ­Puntigam die Hochrechnung dessen, was er im Leben sein könnte.(c) Christine Ebenthal
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Ein neues Solo, eine neue „Science Busters"-Show, eine internationale Tour – Martin Puntigam hat viel vor. Dabei würde er so gern weniger tun.

Es ist doch kein Best-of. Nach den 13  Soloprogrammen, drei Duos, 30  „Sendungen ohne Namen", fünf Büchern, 13 Jahren „Science Busters", 30  Bühnen- und 50  Lebensjahren wollte es Martin Puntigam eigentlich ohne viel Aufwand krachen lassen. Bei dem Gedanken an ein Best-of konnte er gut entspannen. „Im schlimmsten Fall hätte ich ja nur ein paar alte Sachen aneinanderreihen müssen", sagt er inmitten seiner Vorpremieren. Die Entspannung schien aber seine Finger zu lockern: Ungewollt hat der Kabarettist ein neues Programm geschrieben. Es heißt „Glückskatze" und handelt – von ihm selbst.

„Es beginnt mit mir, weil es natürlich so ein großer Erfolg ist, dass ich seit 30 Jahren auf der Bühne stehe", macht er sich lustig. Allmählich entwickelt sich das Programm aber zu einem Theaterstück, und dann wird es zu einem Remix jener Figuren, mit denen er schon seit 20 Jahren arbeitet. „Dieser weiße Mann, der an sich gut gebildet und freundlich ist, aber mit den Herrschaftsverhältnissen nicht immer zurande kommt, der die Veränderung der Welt immer nur als Kränkung wahrnehmen kann. In den letzten 20 Jahren war dieser Mann einmal überfordert, dann war er sehr depressiv, dann war er aggressiv oder eine skrupellose Drecksau." Jetzt startet Puntigam den Versuch, alles zeitgenössisch einzuordnen, und zieht eine Verbindungslinie zum Jetzt. „Menschen, denen es eigentlich gut geht, sind dazu bereit, alles, was dazu geführt hat, dass es ihnen gut geht, zu opfern, bevor sie selbst anfangen, sich zu ändern. Bürgerrechte, Menschenrechte – alle stehen zur Disposition, solange man nicht darüber nachdenkt, wie man umverteilt. Diese Bereitschaft, selbst zu verschwinden, bevor man sich verändert, ist der Fluchtpunkt des Programms."

Konstruiert hat er das Programm – gleich den Vorgängern – wie einen Traum, beschreibt er. Wenn das Zimmer zusammengeräumt ist, hat das Hirn Zeit zum Ausprobieren von Dingen, die vielleicht passieren könnten. So stellt er auch seine Figuren auf die Bühne. Am Ende passt alles zusammen. Aber während seine Figuren sehr laut sind, ist Puntigam privat zurückhaltend – „eine wünschenswerte Superkraft". Herausstechen will er nicht. „Privat bin ich ein absolut friedfertiger Mensch. Auf der Bühne bin ich die Hochrechnung dessen, was ich sein könnte", sagt er.

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