Zarenjuwelen und Sowjetnostalgie: Wie ein Sankt Petersburger Restaurant mit Gerichten gagreich Geschichtsunterricht gibt.
Sollte die Anzahl der chinesischen Touristengruppen in Sankt Petersburg weiterhin so rasant zunehmen – gekoppelt mit immer mehr chinesischen Riesenrestaurants zur Verköstigung der Massen –, könnte Igor Grishechkin bald auch ein chinesisch inspiriertes Gericht auf die Karte setzen. Schließlich gehört es zu seiner Kochphilosophie im Lokal Cococo, Entwicklungen in seiner Heimat auf dem Teller abzubilden. Grishechkin, geboren in Smolensk, studierter Kulturmanager und spätberufener Koch, fügt sich in die Riege der auffallend narrativ (und gagreich) arbeitenden russischen Köche.
Ein weiterer ist Vladimir Mukhin vom Moskauer White Rabbit – auch dessen Menüs liefern einen Abriss über russische Sozialgeschichte, erzählen von einem alten Benimmbuch, von Patriarchentafeln, Armenausspeisungen und, durch den explizit vermarkteten Einsatz von russischen Lebensmitteln, auch vom Embargo der letzten Jahre.