Die Flugbegleiter der AUA-Mutter Lufthansa dürfen wie geplant am Donnerstag und Freitag streiken. Rund 180.000 Passagiere sind vom Arbeitskampf betroffen, am Donnerstag 13 Wiener Lufthansa-Flüge.
Die AUA-Mutter Lufthansa hat wegen des ab Donnerstag angekündigten 48-Stunden-Streiks der Flugbegleiter 1300 Flüge gestrichen. In dem am Mittwoch veröffentlichten Sonderflugplan fallen am Donnerstag 700 und am Freitag 600 von jeweils rund 3000 Verbindungen der gesamten Lufthansa-Gruppe aus, wie das Unternehmen mitteilte.
In der Grundzahl sind auch zahlreiche Flüge nicht bestreikter Unternehmen wie Swiss, Austrian Airlines (AUA), Edelweiss oder Brussels Airlines enthalten. Die Gewerkschaft UFO hatte sich vorbehalten, den Streik bei der Lufthansa-Kernmarke auch noch auf weitere Flugbetriebe auszuweiten. Den Kunden hat Lufthansa bereits umfangreiche und kostenfreie Umbuchungsmöglichkeiten angeboten.
Die Austrian Airlines hilft dem Mutterkonzern aus: Auf den Strecken von Wien nach Frankfurt und München setzt die AUA während des Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter am Donnerstag und Freitag größere Flugzeuge ein, um gestrandete Passagiere mitnehmen zu können. Das erklärte ein AUA-Sprecher am Mittwoch. Die AUA-Flüge selbst sind von dem Lufthansa-Streik nicht betroffen, allerdings können auch Flüge mit AUA-Flugnummer ausfallen, wenn es sich um einen sogenannten Codeshare-Flug handelt, der von der Lufthansa oder einem anderen bestreikten Flugbetrieb durchgeführt wird.
13 Wiener Flüge am Donnerstag betroffen
Welche Flüge genau betroffen sind, ist unbekannt. Die Lufthansa bietet keine Liste der 1300 abgesagten Flüge an. Passagiere können mit Eingabe der Flugnummer auf der Lufthansa-Webseite überprüfen, ob ihr Flug gestrichen ist. Allerdings ist die Webseite am Mittwochnachmittag zusammengebrochen, stattdessen gab es nur einen Hinweis auf den IT-Dienstleister „Distilnetworks.com“. Auch die Telefon-Hotline war kurzzeitig überlastet.
Nach Angaben des Wiener Flughafens fallen am Donnerstag 13 Lufthansa-Flüge von und nach Wien aus. Betroffen sind demnach die Destinationen München mit sechs Flügen (drei hin, drei zurück) und Frankfurt mit sieben Flügen (vier hin, drei zurück). Die übrigen sieben Lufthansa-Flüge, die für Donnerstag geplant sind, würden aus derzeitiger Sicht durchgeführt, so der Sprecher. Das betrifft zwei Flüge von und nach München und fünf Flüge von und nach Frankfurt.
Gericht: Kein Zweifel an Tariffähigkiet
Die Lufthansa hatte versucht, den Streik gerichtlich zu bekämpfen - aber Niederlagen erlitten. Zuvor hatte das Arbeitsgericht Frankfurt in erster Instanz den Eilantrag des Unternehmens gegen den Streik abgelehnt. Nach kursorischer Einschätzung seien die Tarifverträge korrekt gekündigt worden und der Streikbeschluss gültig, erklärte die vorsitzende Richterin.
Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnte die Richterin ab. Hier handle es sich um interne Regelungen der UFO ohne Außenwirkung. Es gebe auch keine offenkundigen Zweifel an der Tariffähigkeit, die das Bundesarbeitsgericht der UFO zuletzt in einem Urteil von 2014 bestätigt habe. Auch zweitinstanzlich wurde das Urteil der Frankfurter Richterin bestätigt.
Der Gewerkschaft-Vizevorsitzende Daniel Flohr sagte die Teilnahme an dem für Mittwochabend angesetzten Krisengespräch mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr ab, da man mit der Berufung beschäftigt sei. Er schätze das Gespräch, an dem auch Vertreter der Verdi und der in Gründung befindlichen Cabin Union teilnehmen sollten, ohnehin als "PR-Coup" des Lufthansa-Chefs ein. Eine Lösung der Probleme sei dort nicht zu erwarten.
Lufthansa lehnt UFO-Vorstand ab
In der Gerichtsverhandlung hatte Lufthansa der Gewerkschaft noch sofortige Vorverhandlungen zu tariflichen Themen angeboten, die aber erst mit dem neu zu wählenden UFO-Vorstand ab dem 15.2.2020 finalisiert werden könnten. Den jetzigen Vorstand lehne man weiterhin als nicht vertretungsberechtigt ab, erklärte der Lufthansa-Anwalt. UFO verlangte hingegen sofortige Tarifverhandlungen auf Augenhöhe mit dem aktuellen Vorstand.
Als letzte Möglichkeit zur Verhinderung des Streiks könnte Lufthansa auch eine Schlichtung verlangen, was aber letztlich auf eine Anerkennung des UFO-Vorstands hinausliefe. Die Gewerkschaft würde dies befürworten, sagte ihr Sprecher.
UFO fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. In dem gesamten Tarifkonflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob UFO überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann. Zumindest angedroht ist zudem die Ausweitung auf vier weitere deutsche Flugbetriebe des Konzerns inklusive der Eurowings. Für diese Flugbetriebe gibt es jeweils separate Tarifforderungen. (APA/Reuters/dpa)
(APA/Reuters/dpa)