Noten

Jungärzte nervt: Viel Blutabnahme, wenig Feedback

(c) FABRY Clemens
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Jungärzte bewerten ihre Ausbildung durchschnittlich mit einem schlechten Gut – manche aber auch deutlich schlechter. Kritisiert werden u. a. die vielen Routineaufgaben. Die Ärztekammer fordert Verbesserung der Qualität.

Wien. Teilweise sehr gut – aber zum Teil auch relativ schlecht: So beurteilen junge Ärzte ihre Ausbildung. Im Durchschnitt benoten sie ihre Lehrzeit mit einem schlechten Gut, wie die diesjährige Evaluierung der Ärztekammer am Mittwoch zeigte.

Mit der Note 2,30 wurde die fachärztliche Ausbildung dabei am besten bewertet, die neunmonatige Basisausbildung folgte mit 2,37 und die allgemeinärztliche Ausbildung mit 2,45. Die Bewertungen schwanken in der Basisausbildung zwischen 1,20 und 3,22, in der Allgemeinmedizin zwischen 1,00 und 4,25 sowie bei den Fachärzten zwischen 1,00 und 4,40. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich Basis- und allgemeinärztliche Ausbildung damit leicht verbessert, die Facharztausbildung ist gleich geblieben.

Harald Mayer, dem Vizepräsidenten der Ärztekammer, genügt das nicht. Sein „trauriger Schluss“: Man schaffe es offensichtlich gerade, das Ausbildungsniveau stabil zu halten. Die Qualität müsse aber verbessert werden. „Wir müssen uns mehr um die jungen Kollegen kümmern.“ Unisono mit dem Obmann der Turnusärzte, Karlheinz Kornhäusl, forderte Mayer daher mehr personelle und zeitliche Ressourcen. „Wir bauchen Zeit, Zeit, Zeit“, formulierte er den Wunsch an die Spitalsträger.

Die Bewertungen seien dort gut, wo die leitenden Ärzte Interesse an der Ausbildung und Zeit dafür haben, und dort schlecht, wo die Arbeitsüberlastung groß sei und die Zeit dafür gering. Als Probleme kristallisierten sich demnach ein fehlendes Ausbildungskonzept heraus, aber auch mangelndes Delegieren von Tätigkeiten an das Pflegepersonal wie etwa von Blutabnahmen oder administrativen Tätigkeiten. Ärzte in der Basisausbildung geben demnach an, dass sie viele Routineaufgaben mit wenig Lernzuwachs erfüllten, es wenig aktives Lernen gebe und ihnen Feedback fehlte.

Gynäkologie schlecht

Insbesondere in der Allgemeinmedizin sind laut Ärztekammer die Bewertungsunterschiede zwischen den Abteilungen auffällig: So liegen Anästhesie, Kinderheilkunde, Psychiatrie und Neurologie über dem Schnitt – die Gynäkologie wird dagegen deutlich unterdurchschnittlich bewertet. Die Liste mit dem Abschneiden der einzelnen Abteilungen wird den Landesärztekammern zur Verfügung gestellt.

Die zuletzt immer wieder geforderte Verdoppelung der Medizinstudienplätze (am Freitag planen die Landeshauptleute einen Vorstoß) allein hält Mayer für keinen guten Ansatz, um Ärztemangel entgegenzuwirken. Schon jetzt gebe es für die Basisausbildung oft keinen Platz. Notwendig wäre eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen. Eine Verdoppelung der Studienplätze würde 750 Millionen Euro kosten. Die Schweiz und Deutschland „würden es uns danken“, verwies Kornhäusl darauf, dass viele Medizinabsolventen in diese Länder gehen. Mehr als ein Drittel der Absolventen scheinen nicht in der österreichischen Ärzteliste auf. (APA/red.)

Auf einen Blick

Für die Auswertung wurden alle Ärzte in Ausbildung online befragt. Zurückgemeldet haben sich 1547 Ärzte, die die neunmonatige Basisausbildung absolvieren (47 Prozent), bei der allgemeinärztlichen Ausbildung waren es 2348 (73 Prozent), bei angehenden Fachärzten 1943 (32 Prozent).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2019)

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