Beethoven-Jahr 2020

Als Toter wurde Beethoven bizarr

In den „Peanuts“ ist ein Bub verrückt nach Beethoven. Taugt dieser auch real als Spielzeug? Diese Plüschfigur der New Yorker Firma Unemployed Philosopher's Guild spielt die „Mondscheinsonate“.
In den „Peanuts“ ist ein Bub verrückt nach Beethoven. Taugt dieser auch real als Spielzeug? Diese Plüschfigur der New Yorker Firma Unemployed Philosopher's Guild spielt die „Mondscheinsonate“.(c) Biblioteca Beethoveniana
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Ein Komponist als Sinn des Lebens, Jesuskind und Morsecode: Eine Ausstellung im Kaiserhaus in Baden zeigt, wie Beethoven zum populären Mythos wurde.

Es ist das berühmteste musikalische Morsezeichen der Geschichte: Im Zweiten Weltkrieg wählte die BBC das Beethovens Fünfte einleitende „Da da da dah“ zu seiner Radiokennung – und machte damit zugleich aus dem Motiv einen Siegescode: Denn die Kennung entsprach auch dem Morsezeichen für „V“ (Victory). Gleichzeitig hefteten sich die Nazis Beethoven auf die Fahnen, indem sie – etwa an der Staatsoper nach dem „Anschluss“ – ausgerechnet die Freiheitsoper „Fidelio“ spielten. Und die Sowjets machten Beethoven zum Proletarier-Rebellen, auch wenn ihr Stammvater Lenin, ein glühender Beethoven-Verehrer, seine Musik zumindest für die Revolution nicht so geeignet hielt: „Sie wirkt auf die Nerven, man möchte lieber Dummheiten reden und Menschen den Kopf streicheln (. . .). Aber heutzutage darf man niemandem den Kopf streicheln – die Hand wird einem sonst abgebissen. Schlagen muss man auf die Köpfe, unbarmherzig schlagen.“

2020 wird Beethovens 250. Geburtstag gefeiert. Was in der Zeit nach seinem Tod 1827 im Gedächtnis der Nachwelt aus seiner Person wurde: Darum geht es in der Ausstellung „Mythos Ludwig Van“, die ab Samstag, 9. November, im Kaiserhaus in Baden zu sehen ist (wo auch das Beethoven-Haus mit seiner Dauerausstellung steht). Es ist, im besten Sinne, eine Schau für Laien, nicht nur, aber auch für die, die mit Beethoven nicht viel mehr verbinden als eben das berühmte „Da da da dah“.

Und warum Baden? 15 Sommer verbrachte der Komponist ab 1803 in dem Ort, den kurz vor ihm auch der Kaiser als Sommerresidenz gewählt hatte. „Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, dass ich so faul sein könnte, wie ich hier bin“, schrieb er in einem seiner ersten Badener Sommer einem Freund. Doch ganz so faul war er letztendlich gar nicht: Neben vielen Gelegenheitsstückchen entstanden hier auch Teile der Dritten und der Sechsten Symphonie sowie der „Missa solemnis“.

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