Arbeitskampf

Lufthansa-Streik: Von und nach Wien fallen am Freitag 15 Flüge aus

Auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge fällt aus.
Auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge fällt aus. (c) REUTERS (Kai Pfaffenbach)
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Wegen des Streiks fallen am Donnerstag und Freitag insgesamt voraussichtlich 1300 Flüge aus, 180.000 Passagiere sind betroffen.

Bei der AUA-Mutter Lufthansa hat in der Nacht zu Donnerstag der Streik der Flugbegleiter begonnen. Der zweitägige Ausstand habe wie angekündigt um Mitternacht begonnen, sagte ein Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft UFO.

Das Ausmaß der Beteiligung an dem Streik werde sich in der Früh zeigen. Wegen des Streiks fallen am Donnerstag und Freitag voraussichtlich 1300 Flüge aus, 180.000 Passagiere sind betroffen. Weil an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben, fällt auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge aus.

Vom Streik ist der Flughafen Wien-Schwechat auch am Freitag betroffen. Nach Angaben von Flughafen-Sprecher Peter Kleemann werden 15 von geplanten 20 Lufthansa-Flügen von bzw. nach Schwechat ausfallen. Wegen des Streiks hat die AUA-Mutter Lufthansa ja allein für Freitag rund 600 Flüge abgesagt. Der Ausstand der Flugbegleiter soll Freitagabend um Mitternacht zu Ende sein.

Bei den am Freitag betroffenen 15 Lufthansa-Flügen von und nach Wien, die ausfallen werden, geht es bei acht Flügen um die Destination München (vier hin, vier zurück) und bei sieben Flügen um Frankfurt (drei hin, vier zurück). Fünf Lufthansa-Flüge von bzw. nach Frankfurt sollen dagegen planmäßig durchgeführt werden, hieß es am Donnerstagnachmittag. Der Flughafen Wien empfiehlt Reisenden, sich bei der Fluglinie bezüglich ihrer gebuchten Flüge zu erkundigen.

Lufthansa will jetzt Schlichtung

UFO-Sprecher Nicoley Baublies sagte der Deutschen Presse-Agentur in der Früh, kurz nach der aufgehobenen Nachtruhe sei es "immer noch relativ ruhig" in Frankfurt und München. "Die ersten Kollegen, die jetzt zur Arbeit hätten kommen müssen, sind nicht erschienen. Die ersten Kollegen, die aus dem Ausland gekommen sind, haben sich schon den Streikaktivitäten angeschlossen."

Inzwischen ist es am ersten Streiktag zu einer Wende gekommen: Die Lufthansa will den Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern nun doch in einer Schlichtung lösen. Nach einer monatelangen Gesprächspause erklärte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag ausdrücklich, dass man nun auch wieder das Gespräch mit der Kabinengewerkschaft UFO suche. Ziel sei es, die von UFO angebotene Schlichtung zu vereinbaren. Bisher hatte der Konzern Gespräche mit dem Argument abgelehnt, dass der UFO-Vorstand nicht vertretungsberechtigt sei. V

orangegangen war am Mittwochabend ein Gespräch mit den konkurrierenden Gewerkschaften Verdi und der neuen "Cabin Union", das von der UFO nicht wahrgenommen worden war. Lufthansa will mit allen drei Gruppen sprechen, die letztlich darum rangeln, wer für die rund 21.000 Flugbegleiter der Kerngesellschaft Lufthansa Tarifverträge abschließen kann. UFO-Sprecher Nicoley Baublies lehnte einen Kommentar zu dem Vorstoß zunächst ab.

Einstweilige Verfügung zurückgewiesen

Die Lufthansa war am Mittwochabend vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht mit dem Versuch gescheitert, die Arbeitsniederlegungen noch zu stoppen. Zuvor hatte das Arbeitsgericht Frankfurt am Main einen Eilantrag der Lufthansa auf eine einstweilige Verfügung zurückgewiesen. Nach Einschätzung der Richter sind die Tarifverträge korrekt gekündigt worden, der Streikbeschluss sei gültig. Angriffe der Lufthansa-Anwälte gegen die kurzfristig geänderte Arbeitskampfordnung der Gewerkschaft lehnten sie ebenfalls ab. Hier handle es sich um interne Regelungen der UFO ohne Außenwirkung.

UFO hatte zum Warnstreik aufgerufen, um die Lufthansa an den Verhandlungstisch zurückzubringen. Auch für bessere Arbeitsbedingungen treten die Flugbegleiter in den Ausstand.

Die Gewerkschaft UFO fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. UFO kündigte eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht an. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Einzelheiten will Ufo an diesem Donnerstag nennen.

Ausweitung des Arbeitskampfes angekündigt

Die Gewerkschaft UFO hat eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht angekündigt. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein. Einzelheiten will UFO am Donnerstag nennen. Ein Gespräch auf Einladung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit anderen im Konzern aktiven Gewerkschaften schlug die UFO-Vorsitzende Sylvia de la Cruz aus. Unter anderem habe sich das Unternehmen in die Frage einmischen wollen, wer von Seiten der UFO an dem Gespräch teilnehmen sollte.

Der Vize-Vorsitzende Daniel Flohr forderte Lufthansa auf, den festgefahrenen Konflikt zu beenden. "Wir brauchen konkrete Verhandlungen, die auf Augenhöhe geführt werden und schnell zu einem Abschluss gebracht werden können", sagte er der dpa.

Die Forderungen seien schnell umzusetzen und berührten Themen, die teils seit Jahrzehnten nicht mehr angefasst worden seien. Wenn es nicht zu einer Annäherung komme, habe man von dem Mitgliedern in Urabstimmungen ein eindeutiges Mandat erhalten. "Wir sind bereit für ausgeweitete Streiks, um unsere Forderungen durchzusetzen", erklärte Flohr.

In der ersten Frankfurter Gerichtsverhandlung hatte Lufthansa der Gewerkschaft noch sofortige Vorverhandlungen zu tariflichen Themen angeboten, die aber erst mit dem neu zu wählenden UFO-Vorstand ab dem 15. Februar 2020 endgültig festgelegt werden könnten. Den jetzigen Vorstand lehne man weiterhin als nicht vertretungsberechtigt ab, sagte Lufthansa-Anwalt Thomas Ubber. Als letzte Möglichkeit zur Verhinderung des Streiks könnte Lufthansa auch eine Schlichtung verlangen, was aber letztlich auf eine Anerkennung des UFO-Vorstands hinausliefe.

UFO fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Für die vier anderen Flugbetriebe wurden jeweils separate Forderungen aufgestellt und Urabstimmungen abgehalten.

In dem gesamten Konflikt geht es aber hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob UFO überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann. In einem ersten Warnstreik bei den vier Tochter-Flugbetrieben hatte UFO am 20. Oktober dieses Jahres mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Damals hatte der Lufthansa-Konzern keinen Ersatzflugplan erstellt.

Der letzte reguläre UFO-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015 und war mit einer Woche Dauer der längste in der Unternehmensgeschichte.

(APA/AFP/dpa)

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