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AUA-CEO Hoensbroech: "Anfang 2020 wird man wissen, wo welche Stellen gestrichen werden“

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Wer genau und wie viele Mitarbeiter von den Sparmaßnahmen der Austrian Airlines betroffen sind, soll Anfang kommenden Jahres verkündet werden, sagte AUA-CEO Alexis von Hoensbroech. Ein Großteil des Stellenabbaus soll über die natürliche Fluktuation erfolgen.

Die Lufthansa legt wegen des anhaltenden Gewinnschwunds bei ihren Töchtern Austrian Airlines und Brussels Airlines sowie im Frachtgeschäft ein Sparprogramm auf. Da das Marktumfeld immer schwieriger werde, müssten die Gesellschaften mit geringem Gewinn oder Verlust ihre Leistung verbessern, erklärte der Finanzchef des deutschen AUA-Mutterkonzerns, Ulrik Svensson, am Donnerstag.

Die Austrian Airlines verabschiedet sich von ihrem Ziel, heuer einen Gewinn zu schreiben. Man könne rote Zahlen im Gesamtjahr 2019 und auch 2020 nicht mehr ausschließen, erklärte AUA-Finanzchef Wolfgang Jani. Die Rückkehr in die Gewinnzone will die Lufthansa-Tochter durch  Sparpakete schaffen.

„Wir müssen uns entscheiden: Ziehen wir den Kopf ein und hoffen, dass der Preiskampf vorübergeht. Eine Taktik, die bei vielen anderen Fluggesellschaften dazu geführt hat, dass sie heute nicht mehr da sind. Oder nehmen wir unser Schicksal in die Hand und tun wir die Dinge die nötig sind, um dieses Unternehmen nach vorne zu bringen. Auch wenn es schmerzhaft ist“, sagte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag in der „Zeit im Bild 2“.

Ab 2021 sollen jährlich 90 Millionen Euro an Personal- und Sachkosten eingespart werden. Rund 700 bis 800 Stellen sind vom Programm „PE20“ betroffen ("Die Presse“ berichtete). Ein Großteil des Stellenabbaus soll über die natürliche Fluktuation erfolgen. 170 junge Piloten, die von der Lufthansa zur AUA gewechselt sind, sollen wieder zurückkehren. „Wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres wird man wissen, wo welche Stellen gestrichen werden“, so von Hoensbroech in der „Zeit im Bild 2“.

Betriebsrat will nicht vom Kampfmaßnahmen sprechen

Der Betriebsrat will erst einmal auf Details warten, bevor er über Kampfmaßnahmen nachdenkt. "Im Moment wüssten wir nicht, wogegen wir streiken sollen", so Alfred Junghans, Vorsitzender des Betriebsrats Boden bei der AUA, im "ORF-Morgenjournal". Er verwies auf die natürliche Fluktuation im Unternehmen, anstehende Pensionierungen und Piloten, die ohnehin zur Mutter Lufthansa zurückkehren werden. Man werde sich aber "jeden einzelnen Fall anschauen" und dort, wo Personen ihren Arbeitsplatz verlieren "entsprechende Sozialpakete schnüren". Aber es gebe im Kollektivvertrag bereits einen bis 2023 gültigen Sozialplan, "den werden wir auch dort wo nötig einsetzen", so Junghans.

"Es hat Gespräche gegeben, es wurde uns die Marschrichtung vorgestellt", so Junghans zu seinem Informationsstand. Für das Umbauprogramm werde ein Zeitraum von zwei Jahren angenommen, "da kann man damit operieren". Der Betriebsrat "versucht in sozialpartnerschaftlicher Art und Weise vorwärts zu kommen. Ich würde im Moment Streik oder dergleichen gar nicht in den Raum stellen. Wir erwarten die Dinge die da auf den Tisch kommen." Es gehe um die Art der Umsetzung und den Umgang miteinander, "und dann werden wir relativ rasch die nötigen Maßnahmen beschließen, so das überhaupt nötig ist.

Die AUA plant zudem Verbesserungen in den Unternehmensabläufen und Kürzungen bei den Sachaufwendungen. In den kommenden zwei Jahren sollen dabei 90 Millionen Euro eingespart werden. „Diese wollen wir in Ruhe mit dem Betriebsrat bereden“, kündigte der Finanzchef an. Er hofft, die Sozialpartner und die heimische Politik als Verbündete zu gewinnen. „Es müssen bei uns hochqualifizierte Arbeitsplätze wegfallen, weil über die Billigflieger deutlich schlechtere Lohn- und Sozialstandards geboten werden. Fairer Wettbewerb ist ok, aber bitte ohne Sozial-Fouls“, sagte Jani.

"Wir müssen uns neu aufstellen, um im brutalen Wettbewerb gegen die Billigflieger zu bestehen. Die Maßnahmen sind zum Teil schmerzhaft, weil sie uns Substanz nehmen, die wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben", erklärte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. Aktuell hat das Unternehmen 7038 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch 7104.

„Keinen Millimeter zurückweichen"

Marktseitig will die AUA den Billigfliegern jedenfalls Paroli bieten. Über das Strategieprogramm #DriveTo25 plant die Airline ihre Flottenstärke in Wien zu bündeln, indem sie alle in Österreich verfügbaren Flugzeuge in der Hauptstadt stationiert, wo der Preiskampf tobt. Schützenhilfe kommt dabei vom Konzern: Deutschland-Flüge aus den Bundesländerflughäfen werden sukzessive von Lufthansa geflogen. Schon im Dezember wird die Strecke Salzburg-Frankfurt von „OS“ auf „LH-Flugnummer“ umgeklappt und damit Flugzeuge freigespielt. Die dezentralen Crewbasen in den Bundesländern werden geschlossen. Betroffene Mitarbeiter erhalten Wechselangebote nach Wien.

Zur Verteidigung des Standorts Wien baut die AUA gleichzeitig ihre Flotte um: 18 kleine Turboprops sollen gegen zehn größere Mittelstrecken-Jets des Typs Airbus A320 ausgetauscht und damit erhebliche Produktivitätsverbesserungen gehoben werden. Schon im November geht der erste der zusätzlichen A320 an den Start.

„Durch den Tausch der Flugzeuge und der engeren Zusammenarbeit mit unserer Konzernschwester Eurowings bündeln wir in Wien unsere Flottenstärke“, sagt CCO Andreas Otto an, „wir weichen keinen Millimeter zurück und halten an unserer Premium-Strategie fest.“

Ab Jänner 2020 wird die Konzernschwester Eurowings aus ihrer Wiener Basis heraus mit vier Flugzeugen im „Wet Lease“ für Austrian Airlines fliegen. Damit wird eine deutlich engere Abstimmung des Streckenangebots möglich und erlaubt neue Direktflüge im Austrian Airlines Flugplan nach Barcelona, Birmingham, Nürnberg, Rom oder Zadar. Auf der Langstrecke wird Austrian Airlines im kommenden Sommerflugplan 2020 die Urlaubsdestination Miami aus dem Programm nehmen. Die Strecke, welche bisher ausschließlich saisonal im Sommer bedient wurde, war trotz aller Bemühungen nicht mehr wirtschaftlich. Die letzte AUA-Maschine aus Miami landet am 8. November  in Wien. Die Strecke Wien-Los Angeles, welche ebenfalls nur im Sommer bedient wird, wird im kommenden Sommerflugplan 2020 fünf statt wie bisher sieben Mal angeboten. Was mit der gewonnenen Kapazität auf der Langstrecke passiert, ist derzeit noch offen.

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, CCO Andreas Otto und CFO Wolfgang Jani am Donnerstag.
AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, CCO Andreas Otto und CFO Wolfgang Jani am Donnerstag.APA/HELMUT FOHRINGER

Billigflieger und Kerosinpreise verantwortlich

Nach neun Monaten ist der bereinigte operative Gewinn (Ebit) der AUA um 85 Prozent, von 110 auf 17 Millionen Euro, eingebrochen. In den Sommermonaten, dem dritten Quartal, lag das Ergebnis bei 70 Millionen Euro, um 33 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Während die Erlöse in den ersten drei Quartal um zwei Prozent auf 1,696 Milliarden Euro sanken, stiegen die Kosten um vier Prozent auf 1,679 Milliarden Euro. Die Kerosinrechnung alleine ist den Angaben zufolge heuer bisher um 47 Millionen Euro höher ausgefallen, das ist ein Anstieg um 14 Prozent.

"Die Billigflieger-Schwemme und die gestiegenen Kerosinkosten drücken auf die Ticketpreise und somit auf unser Ergebnis", erklärte Jani. 

Lufthansa macht keine Abstriche bei Gewinnziel

Konzernweit sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) trotz eines leichten Umsatzanstiegs von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr erwartet der DAX-Konzern eine Ebit-Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent, was einem bereinigten Ergebnis zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro entspricht - gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Rückgang um 14 bis 28,5 Prozent. Die Gewinnerwartung für die Frachttochter Lufthansa Cargo schraubte die Lufthansa zurück auf eine Rendite von null bis zwei Prozent von vier bis sechs Prozent.

Insgesamt will die Lufthansa trotz des Flugbegleiter-Streiks und des Preiskampfes im Europaverkehr aber keine weiteren Abstriche bei ihrem Gewinnziel machen, nachdem Vorstandschef Carsten Spohr sein Gewinnziel bereits Ende Juni gekappt hatte.

(APA/red.)

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