Der liberale Minister Dirk Niebel und CSU-Fraktionschef Georg Schmid verkünden ein geschlossenes Präsidentenvotum für Christian Wulff. Die Linken werden angeblich die Schriftstellerin Daniela Dahn nominieren.
Der deutsche FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel hat die Unterstützung seiner Partei für die Wahl Christian Wulffs (CDU) zum Bundespräsidenten bekräftigt. Wulff werde "mit den Stimmen der FDP-Bundesversammlungsfraktion gewählt", sagte Niebel dem "Hamburger Abendblatt" (Dienstag-Ausgabe). Niebel widersprach dem Vorwurf mehrerer FDP-Landespolitiker und der Opposition, im Hauruck-Verfahren solle mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff ein CDU-Parteisoldat durchgedrückt werden. Die Nominierung Wulffs als eines "gemeinsamen Kandidaten von CDU, CSU und FDP" sei eine "abgestimmte Entscheidung der Führungspersonen aller drei Parteien", sagte der FDP-Politiker.
CSU-Delegierte angeblich alle für Wulff
Auch der Chef der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, Georg Schmid, betonte angesichts wachsender Zustimmung für den Oppositionskandidaten Joachim Gauck, die CSU-Delegierten würden am 30. Juni in der Bundesversammlung geschlossen für Wulff stimmen. Er kritisierte zugleich die SPD, die Wulff "schlecht geredet" habe. Die CSU setzt bei der Wahl auf Parteipolitiker. Offiziell begründet wird der weitgehende Verzicht auf Prominente als Wahlleute in der Bundesversammlung mit dem engen Zeitplan bis zur Wahl; man werde fast ausschließlich Landtagsabgeordnete nach Berlin entsenden, so Schmid.
Experte: Gauck-Wahl unwahrscheinlich
Sollte sich der von SPD und Grünen aufgestellte Gauck gegen Wulff durchsetzen, wäre dies das Aus für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sagte der Parteienforscher Ulrich Sarcinelli der "Rhein-Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Zwar halte er es für eine "extreme Hypothese", dass Gauck sich durchsetzen könnte, sagte Sarcinelli weiter. Sollte es wider aller Erwartungen dennoch passieren, wäre die Kanzlerin innerhalb der CDU isoliert, da sie nur mit ganz Wenigen die Nachfolge Köhlers besprochen habe.
Bundesversammlung
Die Bundesversammlung, den den Präsidenten bestimmt, hat mehr als 1000 Mitglieder. Die Hälfte von ihnen sind die Bundestagsabgeordneten, die andere Hälfte wird von den Landtagen gewählt, die nicht nur Parlamentarier, sondern auch Sportler, Künstler und andere Personen des öffentlichen Leben nach Berlin entsenden.
Wulff ist der Kandidat der regierenden Christdemokraten (CDU-CSU) und Liberalen. Die Neuwahl des deutschen Staatsoberhauptes ist nötig geworden weil Bundespräsident Horst Köhler am 31. Mai überraschend zurücktrat.
(APA/AFP/dpa)