Standort in Gefahr

ArcelorMittal will Italien verlassen: Streik in Stahlwerk ausgerufen

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Der Stahl-Riese ArcelorMittal will im italienischen Ilva-Werk Tausende Arbeitsplätze streichen. Ministerpräsident Giuseppe Conte bezeichnete den Plan als "inakzeptabel".

Nachdem der indisch-französische Stahlgigant ArcelorMittal seinen Rückzug aus Italien angekündigt hat, was 10.000 Jobs in der Stahlindustrie gefährden würde, greifen die Gewerkschaften zur Gegenwehr. Die Gewerkschaftsverbände Fiom und Uilm haben für Freitag im süditalienischen Tarent einen 24-stündigen Streik ausgerufen.

In Tarent befindet sich das größte Stahlwerk, das ArcelorMittal aufgrund eines 2018 besiegelten Vertrags in Italien betreibt und komplett übernehmen wollte. Die Gewerkschaften protestieren gegen die "Arroganz des Konzerns und die Unbeweglichkeit der Politik", hieß es in einer am Mittwochabend veröffentlichten Presseaussendung.

Der italienische Premier Giuseppe Conte, der am Mittwoch mit einigen Ministern ein Treffen mit dem indischen Großunternehmer Lakshmi Mittal, Eigentümer ArcelorMittals, leitete, stellte dem Konzern ein Ultimatum. Conte gab dem Großunternehmen noch einige Tage Zeit, um der Regierung einen Vorschlag zu unterbreiten. Ansonsten werde die Regierung Maßnahmen gegen das Unternehmen ergreifen. "Italien lässt sich nicht auf den Arm nehmen", kommentierte der Regierungschef.

„Kein Grund für Rückzug"

"Die Regierungslinie ist klar: Die Verpflichtungen, die ArcelorMittal mit dem vor einem Jahr abgeschlossenen Vertrag eingegangen ist, müssen erfüllt werden. Unserer Ansicht nach gibt es keinerlei Grund für einen Rückzug des Konzerns aus Italien", sagte Conte. Der Stahlriese beharrt jedoch auf der Wiedereinführung der sogenannten Immunität, die seine Manager vor Strafverfolgung während der Säuberung der stark verschmutzenden Anlage in Tarent schützen sollte. Diese Immunität war vom Parlament vergangene Woche auf Druck der Regierungspartei Fünf-Sterne-Bewegung abgeschafft worden.

Conte bestritt jedoch, dass die Abschaffung der Immunität der wahre Grund sei, der ArcelorMittal zum Rückzug aus Italien bewege. "Die Rechtssicherheit ist nicht das Problem. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass die derzeitige Produktion von vier Millionen Tonnen pro Jahr seine Investitionen nicht abdeckt und die aktuellen Stellenzahlen nicht rechtfertigen kann", wies Conte die Argumentation des Stahlunternehmens zurück. Das Unternehmen hatte das Ilva-Stahlwerk in Tarent erst vor einem Jahr übernommen.

Konzern rutscht in rote Zahlen

Der weltgrößte Stahlkonzern bekommt die schwache Nachfrage in den USA und Europa zu spüren. Für das dritte Quartal wies ArcelorMittal einen Verlust von 539 Millionen Dollar aus, nach einem Gewinn von 899 Millionen vor Jahresfrist. Im Gesamtjahr rechnet der Konzern nun mit stagnierenden Lieferungen, nachdem bislang noch ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert worden war. ArcelorMittal geht von einer schwachen Stahlnachfrage in den USA aufgrund der schwächelnden Autoindustrie und eines Nachfragerückgangs nach Maschinen aus. In Europa dürfte die Stahlnachfrage noch stärker fallen als ursprünglich befürchtet.

(APA)

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