Apple gegen Google: Aus Verbündeten werden Rivalen

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Apple(c) REUTERS (Luke Macgregor)
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Bei der Präsentation des ersten iPhones stand der Google-Chef noch persönlich auf der Bühne - jetzt will der Internetriese Apple den Smartphone-Thron strittig machen.

Google und Apple stritten einst gemeinsam gegen Microsoft. Doch nach dem Einstieg von Google in den Mobilfunkmarkt zerbrach das Zweckbündnis. Mit dem neuen iPhone 4 will Apple den wachsenden Erfolg der Google-Smartphones eindämmen.

Bei der Vorstellung des ersten iPhones im Jänner 2007 stand Google-Chef Eric Schmidt sogar auf der Bühne des Moscone Centers in San Francisco. Als Mitglied des Apple-Aufsichtsrats konnte Schmidt damals bereits absehen, wie Apple-Chef Steve Jobs mit seinem neuartigen Smartphone die Mobilfunkbranche durcheinanderwirbeln sollte. Gut drei Jahre später ist aus dem Verbündeten Google klar der Apple-Wettbewerber Nummer eins geworden, noch vor Microsoft, Nokia und RIM.

Eine ganze Armada von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ist angetreten, die Marktführerschaft im Mobilfunkmarkt zu erobern. Apple will sich diesem Vormarsch mit einem runderneuerten iPhone 4 in den Weg stellen. Das neue Apple-Handy wurde am Montag auf dem Entwicklerkongress WWDC angekündigt und soll im Juli auch nach Österreich kommen.

Jobs will Entwickler bei der Stange halten

Apple-Chef Steve Jobs geht es aber nicht nur darum, ein neues Spielzeug für Technikverliebte zu präsentieren. Er möchte den Entwicklern im Saal deutlich machen, dass es sich lohne, Apple die Treue zu halten und nicht ins Google-Lager zu wechseln. Die Programmierer sollen weiter Anwendungen ("Apps") für Geräte von Apple schreiben und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Fünf Milliarden Apps seien inzwischen heruntergeladen worden. Von den Erlösen habe Apple eine Milliarde Dollar an die Entwickler ausgeschüttet, betonte Jobs. Mit dem mobilen Werbesystem iAd will Apple diesen Kuchen, der mit den Entwicklern geteilt wird, noch vergrößern.

Der Apple-Chef setzte Google einen weiteren Warnschuss vor den Bug: Auf dem iPhone kann künftig auch Bing von Microsoft als Suchmaschine genutzt werden. Standard-Suchanbieter bleibt zwar vorerst Google, aber das kann sich schnell ändern. Und da das iPhone derzeit die am häufigsten genutzte Plattform für das mobile Surfen im Web ist, hat die Entscheidung von Apple unmittelbare Auswirkungen auf den Geschäftserfolg von Google im Mobilfunksektor.

Apple TV lässt weiter auf sich warten

Unbeantwortet ließ Jobs an diesem Tag den jüngsten Vorstoß von Google ins Fernsehgeschäft. Der Internet-Konzern hatte im Mai auf seiner Entwicklerkonferenz "I/O" eine neue Plattform angekündigt, die nicht weniger als "die Zukunft des Fernsehens verändern" soll. Google wolle in Kooperation mit Firmen wie Sony, Intel und Logitech "das ganze Web ins Fernsehen bringen", versprach Projektleiter Rishi Chandra.

Wer als Antwort darauf eine Erneuerung der Settop-Box Apple TV erwartet hatte, wurde enttäuscht. Kein Wort von Jobs in dieser Sache. Allerdings hatte er schon im Vorfeld angedeutet, das Thema Fernsehen habe für ihn derzeit weniger Bedeutung. Auf der Technologie-Konferenz D8 hatte der Apple-Chef in der vergangenen Woche erklärt, das Geschäftsmodell der TV-Industrie lasse im Moment kaum Platz für Neueinsteiger aus der Tech-Branche. Das werde auch Google in ein paar Monaten feststellen.

(Ag. )

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