Emmanuel Macron nennt Nato „hirntot“

Emmanuel Macron bewertet den Zustand der Nato äußerst kritisch.
Emmanuel Macron bewertet den Zustand der Nato äußerst kritisch.APA/AFP/POOL/BORIS ROESSLER
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Frankreichs Präsident stellt das US-Engagement infrage.

Paris/Berlin. Emmanuel Macron bewertet den Zustand der Nato äußerst kritisch und stellt die Bündnis-Loyalität der USA infrage. „Was wir derzeit erleben, ist der Hirntod der Nato“, sagte Macron in einem Interview mit dem britischen Magazin „The Economist“. „Wir sind Zeugen eines Angriffs eines anderen Nato-Partners, der Türkei, ohne Abstimmung, in einer Region, in der unsere Interessen auf dem Spiel stehen.“

Operativ funktioniere die Zusammenarbeit zwar gut, konzedierte Macron. Aber Europa sei am Rand des Abgrunds und laufe Gefahr, nicht mehr selbst über sein Schicksal bestimmen zu können. Der Staatschef appellierte an die Europäer, sie müssten aufwachen und sich mehr um ihre eigene Verteidigung kümmern. Es gebe Anzeichen, dass die USA „uns den Rücken kehren“, sagte er zur Entscheidung des US-Präsidenten Trump, die US-Truppen ohne Konsultation mit den Verbündeten aus Nordsyrien abzuziehen. Ohnehin sollten die Europäer aufhören, im Nahen Osten als Juniorpartner der USA zu agieren.

Annegret Kramp-Karrenbauer, die deutsche Verteidigungsministerin, tritt unterdessen für eine Neuausrichtung der Berliner Außen- und Sicherheitspolitik ein. Angesichts einer neuen Bedrohungslage müsse Deutschland auch militärisch aktiver werden, um seine strategischen Interessen zu schützen. Bis 2031 müsse Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erreichen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2019)

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