Digitalisierung

Rainer Will: "Datenhoheit muss Menschenrecht sein"

Street Style - Copenhagen Fashion Week Spring/Summer 2019 - Day 1
Street Style - Copenhagen Fashion Week Spring/Summer 2019 - Day 1(c) Getty Images (Christian Vierig)
  • Drucken

Rainer Will ist Chef des Handelsverbands. Die Digitalisierung sei nicht immer ein Segen, sagt er und kritisiert die steuerliche Besserstellung der Tech-Giganten. Für Europa fordert er einen „New Digital Deal“.

Europa ist auf dem Weg zum digitalen Entwicklungsland. Das ist eine der Kernaussagen Ihres Buchs. Was müsste Europa machen, um in die Spur zu kommen?

Rainer Will: Europa soll nicht die asiatische oder amerikanische Entwicklung kopieren, sondern sich ein Alleinstellungsmerkmal verpassen. Europa könnte sich als Datenparadies für Menschen positionieren, wozu es einen neuen ethischen Ansatz im Kontext von Datenhygiene braucht. Europa war immer gut in allem, was Qualität betrifft, wie made in Austria. Neben dem Red Ocean, in dem sich asiatische und amerikanische Datenschaufler wie Amazon und Alibaba matchen, soll Europa einen Blue Ocean schaffen.

Wie soll man sich diesen sauberen Ozean in Blau vorstellen?

Es braucht ein neues Feld, um dem Menschen die Datenautonomie zurückzugeben. Wozu muss man für ein Paar Schuhe, das man im Internet kauft, die Daten für immer zur Verfügung stellen? Der Konsument soll seine Daten wieder entziehen können. Das Recht auf digitale Datenhoheit muss zu einem Menschenrecht werden. Dieses Grundrecht könnte die heutigen digitalen Datenkraken ablösen.

Datenautonomie klingt aber nach viel Aufwand und dürfte schwer umzusetzen sein.

Jeder könnte etwa seinen eigenen Datensafe haben. Der Konsument stellt seine Daten für die jeweilige Transaktion nur temporär zur Verfügung. Das wäre technisch längst möglich und müsste von Europa lediglich forciert werden. Die Menschen würden solche Lösungen annehmen, weil sie durch Datenskandale und durch das Belauschen von sprachgesteuerten Assistenten verunsichert sind.

Sie beschreiben, dass die EU mit fragwürdigen Entscheidungen die Steuerdeals mit den Konzernen wie Amazon und Google erst mit ermöglicht hat. Wo sehen Sie die ethischen und moralischen Verwerfungen?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: Prompts on how to use Amazon's Alexa personal assistant are seen in an Amazon âAe˜experience centerâAeOe in Vallejo
Österreich

Handelsverband: "Alexa ist wie eine Wanze, die jedes Wort mithört“

Testbestellungen über Alexa haben laut Verband gezeigt, dass der korrekte Kaufpreis erst nach der Kaufbestätigung genannt wird.
An Amazon package is seen at the new Amazon warehouse during its opening announcement on the outskirts of Mexico City
Österreich

Handelsverband ringt Amazon neue Regeln ab

Amazon hat seine Geschäftsbedingungen geändert. "Plötzliche oder unbegründete Kontosperren werden künftig nicht mehr möglich sein", sagt Handelsverbands-Chef Rainer Will.
 Benjamin Hadrigan ist überzeugt, dass mit der App, Lehrer motiviert werden können.
Bewertungs-App

"Es geht hier nicht um Lehrer-Bashing"

Schüler sollen endlich eine Stimme bekommen, betont Benjamin Hadrigan anlässlich des Starts der umstrittenen Bewertungs-App für Lehrer.
Morgenglosse

Die Angst des Lehrers vor der App

Wir lieben es, online zu bewerten. Warum nicht auch Pädagogen?
Symbolbild.
Neue App

Wenn Schüler ihre Lehrer benoten

Ein Schüler entwickelte eine Plattform, mit der man ab Freitag seine Lehrer mit Sternen beurteilen kann. Vor Onlinebewertungen seien diese nicht gefeit, so Jurist Nikolaus Forgó.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.