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Neugeboren im Kosovo

Marlen Schachinger berichtet über ihre literarische Reise in Europas jüngsten Staat.

Es ist eine literarische Reise in ein Land, das durch Leid und Zerstörung gegangen ist; das sich 2008 als quasi jüngster Staat Europas für unabhängig erklärt hat – und noch immer auf der Suche nach sich selbst scheint. Die österreichische Schriftstellerin Marlen Schachinger hat sich in den Kosovo aufgemacht, um nachzuforschen, was von der Aufbruchstimmung von damals geblieben ist – und wie tief die Wunden des Krieges der 1990er-Jahre noch immer sind. Sie taucht ein in die kosovarische Gesellschaft, versucht herauszufinden, wie viel Wirklichkeit in Stereotypen wie Machotum, Nationalismus und Korruption steckt. Gegebenenfalls will sie Korrekturen anbringen.

Eine andere geplante „Korrektur“ erhitzte die Gemüter in der Zeit, in der Marlen Schachinger den Kosovo besucht hat: Der Präsident des Kosovo, Hashim Thaçi, und Serbiens Staatsoberhaupt Aleksandar Vučić, hatten darüber diskutiert, die serbisch-kosovarische Grenze neu zu ziehen, um so den jahrzehntelangen Konflikt zwischen Belgrad und Prishtina beizulegen. Schachinger beschreibt, wie in der Hauptstadt des Kosovo gegen diese „Korrektur“ protestiert wird. Der Widerstand gegen die Grenzänderungspläne lässt Grundprobleme im Kosovo zutage treten: die Wut auf eine abgehobene Elite, das harsche Verhältnis zwischen Opposition und Regierung, die schwierigen Beziehungen zu Serbien – verbunden mit dem Verdrängen dessen, was man dem jeweils anderen während des Krieges angetan hat.

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