Renovierung

Ein bisschen Bauhaus in Bad Ischl

Katharina Wimmer mit Familie.
Katharina Wimmer mit Familie.(c) Barbier
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Warum Grafikdesignerin Katharina Wimmer beim Umbau des 200 Jahre alten Hauses ihrer Familie nicht das Perfekte, sondern das Unvollkommene interessierte – und wie sich das auf das Interieur auswirkte.

Katharina Wimmer ist zwar keine Kaiserin, ein kleines Reich in Bad Ischl hat sie trotzdem: Das sorgsam renovierte Haus, in dem sie mit ihrer Familie lebt. Die hohen Fenster gewähren einen Blick auf den idyllischen kleinen Park direkt an der Traun. „Ich war immer schon von Bergen, Seen und Wäldern umgeben, die Nähe zur Natur ist für mich ein Grundbedürfnis“, erzählt Wimmer. Das über 200 Jahre alte Haus, seit Generationen in Familienbesitz, wurde ihr und ihrem Mann vor zwei Jahren übergeben. Der Zustand? „Naja, eben alt“, meint sie lakonisch. Natürlich stand auch die Idee kurz im Raum, die gesamte Liegenschaft zu veräußern und auf den Aufwand einer Grundsanierung zu verzichten.

Sanierung statt Abbruch

„Nachdem sich das Haus in guter Lage und Atmosphäre befindet, haben wir schlussendlich die Entscheidung zur Sanierung getroffen“, erläutert Wimmer. Ein Jahr wurde gewerkt, entsorgt, erneuert, bis das alte Haus samt Terrasse und Garten als runderneuert gelten durfte. Fast. Denn es fehlt noch der Anstrich der Fassade, und auch der Gartenzaun ist noch nicht ganz perfekt. Die Grafikdesignerin nimmt es gelassen: „Jeder, der schon einmal ein Haus gebaut oder renoviert hat, weiß, dass trotz gründlicher Kalkulation die Rechnung meist höher ausfällt als geplant und man am Ende des Tages Abstriche machen muss!“

Mit einem befreundeten Architekten wurde der Umbau Schritt für Schritt geplant, bis aus dem alten Haus ein 300-m2-Domizil inklusive Büro und Garage wurde. Bei der Renovierung war es der gebürtigen Ischlerin wichtig, mit lokalen Handwerkern und Firmen zu arbeiten. Der Vorteil: Teilweise kannten die Firmen das Haus bereits. An der grundsätzlichen äußeren Erscheinung des Hauses wurde nicht gerüttelt: Der grobe Rieselputz der Fassade, die hohen Holzfenster, das anthrazit-graue Blechdach – alles so, wie es schon immer war, nur ein wenig aufgeputzt.

Im Inneren des Hauses hingegen blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Einige Trennwände mussten entfernt werden, um mehr Licht zu erhalten – und natürlich, um mehr Raum zu gewinnen. „Drei kleine Kinder brauchen Platz, vor allem, wenn sie größer werden. Speziell im Obergeschoß haben wir uns ausgetobt und zwei Wohnungen zu einer gemacht.“ Nicht nur Wände wurden entfernt, sondern auch Böden, Putz, Heizung und Leitungen neu installiert.

Dusche mit Sternblick

Das Ergebnis: Eine Wohnung mit 170 m2Wohnfläche, Fußbodenheizung, rustikalem Eichendielen-Boden, großem Kachelofen im Herzen der Wohnung und einer großen, offenen Wohnküche im unteren Bereich. Über eine Treppe geht es in Richtung Dachgeschoß, ins mehr oder weniger chaotische Zwei-Zimmer-Reich der drei Kinder, daneben finden sich Elternschlafzimmer, Ankleidezimmer, Bad und WC. Nachdem sich hier alles unter der Mansarde eines Satteldachs befindet, wurden an den sehr niedrigen Stellen einige Dachflächenfenster positioniert. So bekam das „stille Örtchen“ ein Glasfenster als Dach. Genauso die Dusche: „Mein Mann ist fast zwei Meter groß. Es war also tatsächlich notwendig, die Decke an dieser Stelle zu erhöhen. Nun haben wir durch das Dachfenster eine Panoramadusche“, schmunzelt Wimmer.

Blick auf das Herzstück des Hauses: den Kachelofen.
Blick auf das Herzstück des Hauses: den Kachelofen.Barbier

Das mediterrane Flair der Inneneinrichtung verrät die Affinität seiner Bewohner zu Italien. Auf Fliesen wurde verzichtet, stattdessen wurden geschliffene Betonböden und -wände in die Bäder und Toiletten gelegt. Eine alte Werkbank, die während der Umbauphase in der Garage entdeckt wurde, ist nun als Waschtisch im Badezimmer im Einsatz. Mit den beiden aufgesetzten runden Waschbecken und schwarzen Alubeinen gelang eine harmonische Kombination aus Alt und Neu. „Das ist es doch, worauf es ankommt. Im Leben und im Lebensraum. Balance und Ausgeglichenheit“, meint Wimmer. „Bei uns ist alles kombiniert. Tradition und Moderne, Holz mit Metall, grafisches Design und Malerei.“ Inspiriert von der Umgebung, aber auch Künstlern wie Rembrandt, Matisse oder Monet. „So kombiniere ich auch den Stil unserer Einrichtung. Bauhaus, Industrial mit einem Hauch Salzkammergut.“

Zu allem in der Wohnung gibt es eine Geschichte, „oder zumindest einen Gedanken“, erzählt Wimmer. „Bei allem, was mich umgibt, ist es jedenfalls nicht das Perfekte, sondern das Unvollkommene, das mich interessiert.“ Das hilft beim oft turbulenten Alltag mit drei Kindern: „Unser Chaos hier lässt sich gar nicht vermeiden. Und das ist gut so.“

Einer ihrer Lieblingsplätze ist der Wintergarten: ein Erker mit Pflanzen und Hängematte, der sowohl Urlaubsfeeling für die Familie als auch einen zusätzlichen Schlafplatz für Gäste bereithält. „Die Aussicht direkt auf die Traun ist unschlagbar. Von hier aus lässt sich jeder Sonnenuntergang genießen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2019)

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