Leitartikel

Emmanuel Macron und der „Hirntod“

Frankreichs Präsident hat recht: Auf die USA ist kein Verlass mehr.
Frankreichs Präsident hat recht: Auf die USA ist kein Verlass mehr. APA/AFP/POOL/HECTOR RETAMAL
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Frankreichs Präsident hat recht: Auf die USA ist kein Verlass mehr. Europa muss sich auf die Hinterbeine stellen, um in der neuen Dschungelwelt kalter Machtpolitik nicht unterzugehen.

In einem Interview mit dem britischen „Economist“ drehte Emmanuel Macron die Alarmsirenen auf maximale Lautstärke. Europa stehe an einem Abgrund und drohe geopolitisch zu verschwinden, wenn es nicht bald aufwache, gab der französische Präsident zu Protokoll. Abgesehen davon, dass die EU als geopolitischer Akteur kaum existiert und deshalb als solcher kaum verschwinden kann, ist die düstere Analyse Macrons zutreffend: Europa muss sich auf die Hinterbeine stellen. Sonst wird es in der unwirtlichen neuen Welt kalter Machtpolitik zerrieben zwischen China, Russland und aggressiven Regionalmächten.

Die Zeiten, in denen Verlass auf die USA war, neigen sich dem Ende zu, und zwar nicht erst seit Donald Trump. Doch mit ihm sitzt nun ein Präsident im Weißen Haus, der das supranationale europäische Projekt instinktiv ablehnt, die liberale, regelbasierte Weltordnung in Trümmer legt und unberechenbare Entscheidungen aus dem Bauch heraus trifft. Wer sich auf Trump verlässt, kann schnell verlassen sein. Das lernten die Kurden in Nordsyrien auf die harte Tour. Der US-Oberbefehlshaber ließ die langjährigen Verbündeten im Kampf gegen die Terrormiliz IS in einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Erdogan fallen.

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