Viel Frauenpower auf der Art & Antique

Oskar Kokoschka schwärmte für Lilith Lang und fertigte diese Studien an.
Oskar Kokoschka schwärmte für Lilith Lang und fertigte diese Studien an.Galerie bei der Albertina Zetter
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Ein Rundgang durch die Messe für Kunst und Antiquitäten in der Wiener Hofburg zeigt, dass die Galerien und Händler dem internationalen Trend folgen und der Kunst von Frauen mehr Raum geben.

Die Kunstwelt versucht seit ein paar Jahren aufzuholen, was Jahrhunderte vernachlässigt wurde, und widmet Künstlerinnen quer durch alle Epochen die längst überfällige Anerkennung. Und das nicht nur seitens Museen und Institutionen, sondern auch seitens des Kunstmarktes. So kann man diesen Rückenwind für die Kunst von Frauen auch auf der Messe Art & Antique in der Wiener Hofburg spüren, die bis 17. November läuft.

Im prunkvollen Rahmen der Hofburg hängen etwa Arbeiten von Maria Lassnig, die heuer ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, und der die Albertina gerade eine umfangreiche Ausstellung widmet. Kovacek & Zetter haben die wichtige Arbeit „Le jeu du destin“ an ihrem Stand, die sie für 880.000 Euro anbieten. Man findet Werke der Stimmungsimpressionistinnen Olga Wisinger-Florian, Marie Egner und der nun wieder mehr beachteten Leontine von Littrow. Letzterer haben die Händler Kolhammer & Mahringer einen umfangreichen Werkkatalog gewidmet und bieten eine Auswahl an Arbeiten auf der Messe an, darunter „Das rosa Haus an der Küste“ für 68.000 Euro und „Segelboote vor Venedig“ für 18.000 Euro. Kolhammer & Mahringer haben auch Werke von Helene Funke, der Wegbereiterin der Moderne, im Angebot, darunter einen siebenteiligen Skizzenzyklus, der bis jetzt unbekannt war. Eine frühe Landschaft von 1904 und eine Strandszene aus der Münchner Zeit vor 1906 sind mit 38.000 Euro bepreist. Littrows Freundin Wisinger-Florian, die soeben eine Retrospektive im Leopold-Museum hatte, widmet Giese & Schweiger mit insgesamt zwölf Arbeiten auf der Messe ebenfalls eine Sonderschau. Darunter befindet sich der „Garten des Palais Coburg in Wien“ für 38.000 Euro. Kollegin Egner wiederum ist mit der Leinwand „Am frühen Morgen“ um 52.000 Euro in der Koje von Lilly's Art zu finden. Dort gibt es auch alte Uhren, beispielsweise eine Laterndluhr von „F. Schönberg aus Wien“ für 38.000 Euro.

WW-Keramikerinnen. Auf der Art & Antique haben auch Wiener Werkstätte-Keramikerinnen wie Susi Singer, Gudrun Baudisch und Vally Wieselthier ihren Platz. Wieselthier war wohl die wichtigste und profilierteste Vertreterin, die auch den Sprung in die USA schaffte. Ein für sie typischer, in kraftvollen Farben gearbeiteter Frauenkopf ist bei der Galerie bei der Albertina Zetter für 26.000 Euro zu haben. Die Galerie hat heuer einen umfangreichen Katalog zur Wiener Keramik zwischen 1900 und 1930 publiziert. An demselben Stand gibt es auch eine schöne Zeichnung von Oskar Kokoschka: „Zwei Studien nach Lilith Lang im Profil“, die im Zusammenhang mit seinem Märchenbuch „Die träumenden Knaben“ stehen. Kokoschka, der für das Mädchen schwärmte, bezeichnete das Buch später als seinen ersten Liebesbrief an sie. Das Blatt wird für 290.000 Euro angeboten.

Über die Jahre hat sich der Geschmack der Sammler verändert, so hat die zeitgenössische Kunst mehr Platz bekommen. Zu den Ausstellern gehören Ernst Hilger, der „Spring Flowers“ von Alex Katz anbietet, Elisabeth & Klaus Thoman, die Gunter Damisch und Herbert Brandl im Programm haben, ebenso wie die Galerie Kaiblinger, die Gottfried Helnwein zeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2019)

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