Grundrechte

Ungleiches Pensionsalter auch in Österreich EU-widrig?

Symbolbild.
Symbolbild. (c) APA/AFP/ARMEND NIMANI (ARMEND NIMANI)
  • Drucken

Ein ungleiches Rentenalter für Richterinnen und Richter in Polen ist EU-widrig. Jenes für Frau und Mann in Österreich könnte es ebenfalls sein.

Wien. Vorige Woche hat der Gerichtshof der EU (EuGH) mit einem Urteil über das ungleiche Pensionsalter von Frauen und Männern aufhorchen lassen. Dass polnische Richterinnen nach einer Justizreform 2017 mit 60 in Pension gehen mussten, während ihre männlichen Kollegen bis 65 arbeiten sollten, widersprach dem EU-Recht (C-192/18 – Polen hatte die Reform mittlerweile reformiert). Droht damit auch das ungleiche Pensionsalter in Österreich, das erst ab 2024 bis 2033 schrittweise angepasst wird, früher zu kippen?

Leicht möglich, wenn auch aus anderen Gründen als im Urteil gegen Polen. Für österreichische Richterinnen und Richter hat es zwar schon deshalb keine Folgen, weil sie ohnehin – wie Beamte – alle mit 65 in den Ruhestand treten (VfGH-Mitglieder mit 70). Im Polen-Urteil finden sich aber Aussagen, die auf den ersten Blick auch die unterschiedlichen ASVG-Altersgrenzen betreffen könnten. So heißt es in Randzahl 76, dass unterschiedliche Altersgrenzen für den Eintritt in den Ruhestand „dem Grundsatz der Gleichbehandlung entgegenstehen“.

ASVG-Pension ist kein „Entgelt“

Der zweite Blick offenbart jedoch, dass der EuGH sich auf eine Richtlinie bezieht, die nur Entgeltzahlungen betrifft (2006/54). Und Sozialversicherungsleistungen wie ASVG-Pensionen gelten nicht als Entgelt (im Gegensatz zu dem, was der Staat seinen Beamten i. R. zahlt). Für sie gibt es eine eigene Richtlinie (79/7), die grundsätzlich ebenfalls auf Gleichbehandlung der Geschlechter abzielt. Genau für das Rentenalter lässt diese Richtlinie aber Ausnahmen zu (Art 7).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Hacklerregelung war immer wieder kritisiert worden, weil sie eben nicht nur von Schwerarbeitern, sondern vor allem von Beamten und Angestellten genutzt worden ist.
Pensionen

Neue Hacklerpension soll weg

Bundeskanzler Kurz will die von SPÖ und FPÖ beschlossene Neuauflage der Hacklerregelung „reparieren“.
Symbolbild: Bauarbeiter
Hacklerregelung

FPÖ und SPÖ orten türkis-grünen "Anschlag" auf Arbeitnehmer

Kanzler Kurz will die zuletzt mit rot-blauer Mehrheit wiedereingeführte Hacklerregelung "reparieren“. Vizekanzler Kogler wünscht sich, "dass wir ganz andere Gruppen im Pensionssystem bevorzugt besserstellen".
Themenbild
Pensionsausgaben

Run auf die neue Hacklerpension

Die von SPÖ und FPÖ beschlossene Neuauflage der Hacklerregelung stößt auf enormes Interesse. In kaum einem Land werde die Frühpension „so exzessiv genutzt“, kritisiert Pensionsexperte Marin.
Leitartikel

Das Pensionswahlzuckerl wird auch gelutscht

Das jüngste Pensionswahlzuckerl von SPÖ und FPÖ wird wohl richtig teuer. Von der notwendigen Pensionsreform hört man dagegen nichts.
Senior mit Computer
Österreich

Immer mehr Österreicher wollen in der Pension arbeiten

Zwei Drittel gaben in einer Umfrage an, dass sie in der Pension arbeiten möchten. Das ist ein deutlich höherer Anteil als noch vor zwei Jahren.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.