Konzerthaus

Groissböck verfehlt die Erwartungen

Beim Liederabend des Opernstars im Konzerthaus zündete kein Funke.

Ein Opernstar auf dem Konzertpodium. Hochgesteckte Erwartungen im überfüllten Mozart-Saal – noch dazu bei einem Liederabend, wo es in der Intimität ans Eingemachte geht. Da müssen die Karten auf den Tisch. Die naive Lyrik des „Lindenbaums“ passt noch irgendwie zu Günther Groissböcks äußerlich sympathischer, herzlich belangloser Schubert-Interpretation. Im abschließenden „Leiermann“ ist Schluss mit lustig. Da wartet nicht der Tod hinter der nächsten Ecke, die Leierkurbel dreht sich weiter und es wird auch nichts passieren – es hört sich alles wie ein billiger Gassenhauer an. Was gehen uns Probleme und Gefährdungen eines Individualisten an?

Im Pauschalton pflügt Groissböck unbelastet durch eine farblose Seelenlandschaft, nicht ein Funke zündet im Grau-in-Grau, Unterbelichtung als Motto. Die gravierenden Ebenen – oben wie unten – werden nicht strapaziert, Emotion wie Intellekt haben hier nichts verloren. Inhaltlich werden weder Ansicht noch Deutung angeboten: Schubert als Oppositionsorgan gegen das Metternich'sche Regime oder der Rückzug in die schöne Kunst oder (nach Erwin Ringel) die „Winterreise“ als Parcours Richtung Suizid. Da geht Groissböck lieber mit seiner edlen Stimme spazieren, lustwandelt, ohne zu berühren. Statt Nuancen eher opernmäßig aufdrehen. Außerdem fehlte eine pianistische Assistenz, der abgewirtschaftete Gerold Huber tüftelte und säuselte nur.

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