Niederlande: Spottfilm über Mutters Liebling

Niederländischer Wahlkampf endete mit Schmäh-Video über Favorit Rutte. Das Video stellt den Junggesellen Rutte als versteckt homosexuelles Muttersöhnchen dar.

Den Haag. Ein ohnehin schon heftiger Wahlkampf ging in den Niederlanden am gestrigen Dienstag mit einer unschönen Diffamierungskampagne zu Ende: Im Internet tauchte ein Video auf, das den 43-jährigen Spitzenkandidaten der rechtsliberalen Partei für Freiheit und Demokratie VVD, Mark Rutte, verunglimpft. Lanciert sollen es die Sozialdemokraten haben.

Das Video stellt den Junggesellen Rutte als versteckt homosexuelles Muttersöhnchen dar. Gezeigt wird, wie eine Frau – offensichtlich Ruttes Mutter – die Wohnung putzt, ihm eine Fertigmahlzeit in den Kühlschrank stellt und ein nettes Briefchen schreibt. Zu sehen ist auch ein Pornomagazin für Homosexuelle, das auf seinem Wohnzimmertisch liegt. Am Ende folgt eine Wahlempfehlung des Rutte-Konkurrenten Job Cohen, Spitzenkandidat der sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Sein Bild ist zu sehen, versehen mit dem Slogan: „Job Cohen steht für die erwachsenen Niederlande.“

Die Tatsache, dass der 43-jährige Rutte nicht verheiratet ist, sorgte im Wahlkampf immer wieder für Gesprächsstoff über seine mögliche sexuelle Orientierung. In Interviews sagte Rutte freimütig, dass er Frauen keinesfalls abgeneigt sei.

Die Sozialdemokraten dementieren zwar in allen Tonarten, dass sie das Video produziert hätten. Das Gerücht hält sich aber hartnäckig. Der Wahlkampfleiter der Sozialdemokraten, Stef Blok, meint dazu nur: „Wir führen einen Wahlkampf mit Inhalten und beleidigen unsere politischen Gegner nicht.“

Spott-Video

Zähe Verhandlungen erwartet

Der rechtsliberale Mark Rutte liegt in den Umfragen vor all seinen Konkurrenten und wird bereits als der neue niederländische Premier gehandelt. Voraussichtlich wird es nach der Wahl vom heutigen Mittwoch schwierige Koalitionsverhandlungen geben.

Höchstwahrscheinlich werden vier Parteien gebraucht, um eine mehrheitsfähige Koalition zu formen, die über mindestens 76 der insgesamt 150 Abgeordnetenmandate im Haager Parlament disponieren kann. Im Sucher, S. 27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2010)


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