Digitalisierung

Österreicher investieren kaum in Weiterbildung

Weiterbildung Upskilling
Weiterbildung Upskilling(c) Getty Images/Sean Gallup
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Im Vergleich zu anderen Ländern investieren heimische Arbeitnehmer kaum in Weiterbildung oder Umschulung. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel sind diese jedoch dringend notwendig.

Die Digitalisierung schreitet voran - auch in der heimischen Arbeitswelt. Doch trotz der Flut an technologischen Neuerungen und Umwälzungen, die diese auslösen, streben nur wenige österreichische Arbeitnehmer nach Weiterbildung oder Umschulung wie die internationale Arbeitsmarktstudie der Jobplattform Stepstone, der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und der globalen Jobbörse The Network unter 366.000 Befragten aus 197 Ländern (darunter 3.800 Befragte aus Österreich) zeigt.

Der Umfrage zufolge rechnet nur knapp die Hälfte (46 Prozent) aller Österreicher damit, dass Entwicklungen in Automation, künstlicher Intelligenz und Robotik großen oder sehr großen Einfluss auf den eigenen Arbeitsplatz haben werden. 44 Prozent interpretieren den Einfluss der Globalisierung auf den heimischen Arbeitsmarkt hingegen als wachsend und nehmen eine Veränderung wahr, auf die es sich vorzubereiten gilt.

Österreich hinkt bei Weiterbildung hinterher

Um mit der technologischen und globalen Entwicklung Schritt zu halten, setzen Arbeitnehmer auf der ganzen Welt auf Weiterbildung: Knapp zwei Drittel (65 Prozent) aller Umfrageteilnehmer geben an, sich mehrere Wochen pro Jahr fortzubilden. Die Österreicher sind vergleichsweise wenig motiviert, sich weiterzubilden: Nicht einmal jeder zweite Arbeitnehmer (43 Prozent) investiert in eine jährliche Weiterbildung. Noch weniger Zeit nehmen sich nur die Belgier, die Franzosen und die deutschen Nachbarn.

Digitales Lernen spielt in Österreich, wie die Studie zeigt, derzeit kaum eine Rolle: Nur 15 Prozent aller Arbeitnehmer lernen in Online-Kursen, weltweit aber schon jeder Dritte (34 Prozent). „Lebenslanges Lernen ist aber für jeden Mitarbeiter, ob 20 oder 60 Jahre alt, zwingend notwendig“, sagt Rainer Strack, Senior Partner bei BCG.

Rudi Bauer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich, erkennt große Unterschiede in der Bereitschaft, sich weiterzubilden: „Während in Österreich nicht einmal die Hälfte aller Arbeitnehmer regelmäßig dazulernt, sind es in China mehr als 80 Prozent.“ Im Branchenvergleich zeigt sich, dass nicht alle Berufe den Wandel durch Technologie oder Globalisierung gleich stark wahrnehmen: Während knapp zwei Drittel (63 Prozent) aller Mitarbeiter in der IT- und Technologiebranche angeben, dass ihr Job vom Technologiewandel stark beeinflusst wird, fühlt sich nur gut jeder dritte Mitarbeiter im Sozial- (31 Prozent) und Gesundheitswesen (38 Prozent) betroffen. „Den menschlichen Kontakt kann man nicht automatisieren“, sagt Bauer. „Hier wird es auch in Zukunft Jobs für qualifizierte Fachkräfte geben, die nicht von einem Roboter übernommen werden können.“

Umschulung für viele keine Lösung

Ein Teil der Arbeitnehmer in Österreich ist durchaus offen dafür, sich im Fall eines Jobverlustes beruflich komplett neu zu orientieren. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Strack. Dass es aber nur 56 Prozent sind, sei alarmierend. Am ehesten ziehen Angestellte in Einkauf und Sales eine Neuorientierung in Betracht: Knapp zwei Drittel würden in diesem Bereich eine Umschulung auf sich nehmen, aber nur etwas mehr als jeder dritte Mitarbeiter im Medien- oder Rechtswesen.

„Wir sehen, dass österreichische Arbeitnehmer durchaus große Verände­rungen erwarten, sich aktuell aber im internationalen Vergleich noch wenig darauf vorbereiten. Gleichzeitig erkennen wir eine vergleichsweise geringe Bereitschaft, sich zu verändern“, sagt Strack. Bauer fordert deshalb Arbeitgeber auf, stärker auf das Thema Fortbildung zu setzen: „Kein Beruf ist vor Automatisierung und Rationalisierung geschützt“, sagt er. „Genau in dieser Bereitschaft zum Re- und Up­skilling liegt großes Potenzial, das Arbeitnehmer im Sinne ihres beruflichen Fortkommens erkennen müssen und das es von Unternehmen und Politik zu fördern gilt. So kann die Weiterbildung zu einer wesentlichen Antwort auf den Fachkräftemangel werden.“

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