Die Auferstehung des Werner Kogler

Werner Kogler hatte seine beste Zeit schon hinter sich. Nun wird er möglicherweise Vizekanzler. Wie war das möglich?

Werner Kogler war schon unter Eva Glawischnig stellvertretender Parteichef. Als wirklicher „Kronzprinz“ galt er nicht. Als Glawischnig dann abtrat, wurde auch nicht Kogler Parteichef – sondern Ingrid Felipe. Und Ulrike Lunacek Spitzenkandidatin. Dann flogen die Grünen aus dem Parlament, die Partei war ein Scherbenhaufen. Nun durfte Werner Kogler ran. Als Übergangslösung. Es war ja sonst kaum einer mehr da. Danach tänzelte Kogler in einer Mischung aus Politiker und Kabarettist unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühnen – und machte die ersten Meter wieder gut. Nebenbei konsolidierte er die Partei. Und führte sie bei der EU-Wahl zu einem ersten großen Erfolg. Er wiederholte ihn bei der Nationalratswahl.

Nun ist Werner Kogler, der Has-been von gestern, auf dem Weg ins Vizekanzleramt. Seine Entertainer-Qualitäten stellte er am Sonntag einmal mehr unter Beweis. Lässig im Auftreten, staatstragend in der Rhetorik. Mit einem Friedrich-Dürrenmatt-Zitat für die Bildungsbürger, einem Anton-Hofreiter-Zitat für die grüne Basis. Und der Kernaussage, dass man hier ein Wagnis eingehe, dieses aber sehr bewusst eingehe. „Um Gräben zu überwinden.“ Die Hand des – im wahrsten Sinne des Wortes – hemdsärmeligen Werner Kogler ist ausgestreckt.

Für Werner Kogler hat sich das Wagnis, die grüne Konkursmasse zu übernehmen, jedenfalls gelohnt. Für die Grünen auch. Der lange unterschätzte Werner Kogler, eher ein Außenseiter im Politikbetrieb, führt seine Partei mutmaßlich in eine Regierung. Man lernt daraus: Wenn man das politische Handwerk beherrscht, muss man kein schillernder Charismatiker sein, um es ganz nach oben zu schaffen. Man braucht nur einen langen Atem. Und es hilft, wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, über die eigene Eitelkeit zu stolpern. Bei Werner Kogler ist diese Gefahr überschaubar.

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