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„Ariodante“-­Wiederaufnahme: So rührt des Ritters Seelenpein

Wiener Staatsoper
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In der Wiederaufnahme von „Ariodante“ gelingt Stephanie Houtzeel in der Titelrolle besonders die Arie „Scherza infida“.

Dicke Mauerteile werden zur Seite geschoben, die Weite der schottischen Küste erstreckt sich vor den Augen des Publikums. Erst jetzt, unter freiem Himmel, spürt man, wie sehr die Burgmauern bis dahin ein bedrückendes Gefühl erzeugt haben. Nun aber bedrängt die Seelenpein des Protagonisten förmlich, der in beklemmender Einsamkeit sein „Scherza infida“ singt . . .

Es ist dies eines der stärksten Bilder in der atmosphärisch-historisierenden „Ariodante“-Inszenierung von David McVicar, die im Februar 2018 Premiere hatte und die simple Handlung unaufgeregt wiedergibt, inmitten von monströsen Mauern und Kerzenleuchtern. Damit das nicht auf Stehtheater beschränkt ist, hat Colm Seery ausgiebige, hoch professionell umgesetzte Barocktanzeinlagen geschaffen, die das Geschehen auflockern, obwohl sie genau genommen ebenso wenig ins mittelalterliche Schottland passen wie die teilweise barocken Kostüme.
Wenn Titelheld Ariodante sein Leben beenden möchte, weil ihn seine Geliebte, Ginevra, vermeintlich kompromittiert hat, ist all die barocke Pracht sowieso Geschichte. Intensive zwölf Minuten lang ist man völlig auf den inneren Konflikt des Ritters konzentriert. Er wird zur Prachtarie, die nicht durch barocke Brillanz, sondern durch Schlichtheit besticht – und es ist gerade die dadurch entstehende Intensität, die einem die Kehle zuschnürt. Rollendebütantin Stephanie Houtzeel hat sich offenbar stark auf „Scherza infida“ konzentriert. Hatte sie im ersten Akt noch stimmlich verhalten und teilweise fahl gewirkt, so berührte sie nun mit Innigkeit, starker Höhe und eindringlicherem Spiel.

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