Apple-Kreditkarte

Die Zauberlehrlinge und ihre Algorithmen

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Apple vergibt bei Kreditkarten verschiedene Kreditvolumina. Der Tech-Konzern kann aber nicht erklären warum.

Finanzprodukte sind die Zukunftshoffnung der Techbranche. Facebook arbeitet an einer Kryptowährung, Google bietet Zahlungsverkehr an und auch Apple will in dem Bereich reüssieren. Hierzulande kann man mit iPhones an Bankomatkassen bezahlen, in den USA gibt der Tech-Konzern aber sogar Kreditkarten heraus. Und justament diese bringen ihn nun in Bedrängnis.

So kritisieren Kunden, dass die Vergabe der Kreditvolumina nicht nachvollziehbar sei. Konkret beschwerte sich der kalifornische Tech-Unternehmer David Hansson, dass seine Frau ein 20mal kleineres Kreditlimit eingerichtet bekommen habe als er. Und das, obwohl das Ehepaar das Vermögen gemeinsam besitzt und auch die Steuererklärungen gemeinsam einreicht. Unterstützung erhielt Hansson just von Steve Wozniak – jenem Mann, der mit Steve Jobs zusammen Apple gegründet hat. Auch bei ihm habe seine Frau ein geringeres Limit erhalten, obwohl „wir keine separaten Konten oder Vermögensgegenstände haben“, so Wozniak.

Apples Algorithmen seien „sexistisch“ konstatierte Hansson. Daran änderte auch nichts, dass Goldman Sachs – die Bank wickelt die Kreditkarten ab – erklärte, das Geschlecht spiele bei der Berechnung keine Rolle. Verschlimmert wurde die Verärgerung nämlich, weil bei Apple niemand sagen konnte, wie das Limit errechnet wird. Als sich Hansson jedoch aufregte, wurde es ohne Nachfrage erhöht.

Algorithmen werden bereits bei vielen Entscheidungen als Grundlage verwendet. Dabei muss aber jedem klar sein, dass sie nur Trends und keine individuellen Situationen beschreiben können. Im Gegenteil werden Vorurteile mitunter sogar verfestigt. Somit bleibt bei der Apple-Causa der fahle Nachgeschmack, dass Tech-Konzerne mittels forciertem Einsatz von Big Data und Algorithmen eine Branche aufrollen wollen. Und wie Zauberlehrlinge mitunter gar nicht mehr wissen, was eigentlich passiert.

E-Mails an: jakob.zirm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2019)

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