Enthüllung

Geldwäsche mit Gold aus Österreich

Das Headquarter der Danske Bank in Kopenhagen.
Das Headquarter der Danske Bank in Kopenhagen.(c) REUTERS (JACOB GRONHOLT-PEDERSEN)
  • Drucken

In einem der größten Geldwäscheskandale Europas hat die Danske Bank auch Gold zur Vermögensverschleierung angeboten. Gekauft wurde das Edelmetall bei der Münze Österreich.

Tallinn/Kopenhagen/Wien. In der Aufarbeitung des riesigen Geldwäscheskandals bei der größten dänischen Bank, Danske Bank, kommen nun weitere neue Details zutage. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag berichtete, habe das Kreditinstitut auf dem Höhepunkt des Skandals, bei dem von 2007 bis 2015 Gelder aus Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken in Milliardenhöhe gewaschen wurden, begonnen, auch Gold als Mittel zur Verschleierung von Vermögen anzubieten.

Dokumenten zufolge, die der Agentur vorliegen, stellte die Bankniederlassung in Estland Goldbarren und Goldmünzen nämlich nicht nur als Weg dar, um sich gegen Risken absichern zu können. Gegenüber einem ausgewählten, größtenteils russischen Kundenkreis sei auch erklärt worden, dass physisches Gold ein möglicher Weg zu „Anonymität“ sei.

Diskrete Produktwerbung

Gold stelle zudem die „Mobilität“ von Vermögenswerten sicher, ist in einer internen Präsentation vom Juni 2012 zu lesen. Klienten der Auslandskundensparte der estnischen Geschäftseinheit konnten Goldbarren mit einem Gewicht von 250 Gramm oder mehr ohne versiegelte Verpackung oder Papierzertifikate beziehen. Bevor die Kunden das Gold abholen konnten, mussten sie zwar die Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Vorschriften nachweisen. Wenn das Gold jedoch langfristig gelagert wurde, war eine derartige Bestätigung den Unterlagen zufolge nicht notwendig.

In einer von Bloomberg eingesehenen Präsentation vom Juni 2012 erklärte die Danske Bank potenziellen Kunden, das Produkt werde „nicht öffentlich oder in den Medien“ beworben. Seinerzeit notierte Gold in der Nähe eines Allzeithochs.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Danske diese Leistungen auch nach 2013 anbot, als der Goldpreis einbrach.

Einkauf bei Münze Österreich

Bezogen hat Danskes estnische Niederlassung ihr Gold den Dokumenten zufolge je nach Auftragsvolumen von zwei Partnern. Einer von ihnen wickelte Bestellungen über 300.000 Euro ab, was damals sechs Kilogramm entsprach, und erwarb das Gold bei der Münze Österreich. Ein anderer Partner kümmerte sich laut Präsentation um kleinere Bestellungen, bei denen die Lieferanten nicht genannt wurden. Bei größeren Aufträgen berechnete Danske eine Gebühr von 0,5 Prozent, bei kleineren Aufträgen sogar eine Provision von bis zu vier Prozent.

Einige der Dokumente, die für Goldbarren werben, sind von Howard Wilkinson unterzeichnet, dem Whistleblower, der den Geldwäscheskandal der Danske Bank an die Öffentlichkeit gebracht hat. Sein Anwalt, Stephen Kohn, wollte nicht unmittelbar zur Angelegenheit Stellung nehmen, als er von Bloomberg kontaktiert wurde.

Lücke im Gesamtbericht

Wie viel Gold Danske verkaufen konnte, als die inzwischen aufgelöste estnische Niederlassung noch bestand, ist nicht bekannt. Einer internen E-Mail zufolge, in die Bloomberg Einblick hatte, nutzten jedoch zumindest einige Kunden das angebotene Service. Es wurde auch lokalen Private-Banking-Kunden angeboten. Ein Sprecher der Danske Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

In Danskes Gesamtbericht zur estnischen Auslandskundensparte führte die Bank im September des Vorjahres die für Kunden erbrachten Dienstleistungen auf. Neben Zahlungen gehörten dazu auch der Aufbau von Devisen-Services sowie Anleihen- und Wertpapierhandel. Den Verkauf von Goldbarren erwähnte die Bank nicht.
(Bloomberg/est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.