Den meisten ist klar, dass Klimaschutz wichtig ist. Den meisten ist nicht klar, wie wichtig die Wirtschaft ist. Ein Bildungsauftrag für Türkis-Grün.
Es waren 219 Stimmen, die den Ausschlag gegeben haben. 56 Prozent der Bevölkerung haben sich bei einer Volksabstimmung in der Vorarlberger Gemeinde Ludesch gegen den Ausbau des Red-Bull-Abfüllwerks der Firma Rauch ausgesprochen. Sie wollten nicht, dass 6,5 Hektar Grünfläche umgewidmet werden. Von einer „Einzelfallentscheidung“ sprach der Vorarlberger Wirtschaftslandesrat Marco Tittler zerknirscht. Der ÖVP-Politiker hatte sich ein anderes Ergebnis erhofft. Die Grünen im Ländle hingegen bejubelten das „eindeutige Bekenntnis der Menschen in Ludesch für Klima- und Umweltschutz“, wie es der Landtagsabgeordnete Bernie Weber formulierte. Dass ausgerechnet am selben Tag im fernen Wien eine türkis-grüne Verlobung gefeiert wurde, mag ein Zufall sein. Auf jeden Fall kommt diese Anti-Rauch-Volksabstimmung gerade recht, um sich die Frage zu stellen, ob künftig in einer türkis-grünen Bundesregierung derartige „Einzelfallentscheidungen“ womöglich zum Regelfall werden könnten.
Und die Gefahr ist da. Wenn Sebastian Kurz und Werner Kogler also vom Sondieren ins Verhandeln übergehen, sollten sie sich die Geschichte in Vorarlberg einmal vor Augen führen und die Frage stellen: Wer braucht da wen? Brauchen Rauch und Red Bull Österreich, oder braucht Österreich Unternehmen wie Rauch und Red Bull? Sollte sich auch nur einer in den Verhandlungsteams bei der Antwort schwertun, wäre es am besten, das Kapitel Türkis-Grün gleich wieder zu schließen – bevor das mit den Einzelfällen wieder überhandnimmt.