Filmpreis

Österreichs Oscar-Kandidat disqualifiziert

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Subdadeh Mortezais Spielfilm „Joy“ enthält zu viele englische Passagen für einen Auslandsoscar.

Keine Freude hatte die „Academy of Motion Picture Arts" mit „Joy", dem österreichischen Kandidaten für den Auslandsoscar. Um den Preis für den besten internationalen Spielfilm dürfen sich nämlich nach den Regeln der Akademie nur Werke bewerben, deren Dialoge „großteils" nicht auf Englisch sind. Bei dem Film der Regisseurin Sudabeh Mortezai über die die Situation nigerianischer Sexarbeiterinnen in Wien habe jedoch eine Überprüfung gezeigt, dass nur ein Drittel des Drehbuchs diese Forderung erfüllt. Das berichtet der „Hollywood Reporter“ und zitiert dabei aus der Beantwortung einer Anfrage.

Man habe am Montag ein Schreiben des Exekutivkomitees der Academy erhalten, erklärte FAMA-Geschäftsführer Werner Müller. Zwar werde man Protest gegen die Entscheidung einlegen, wirkliche Chancen dafür rechne er sich aber nicht aus. „Es wurde so spät entschieden, dass uns eigentlich die Möglichkeit genommen wurde zu berufen oder einen anderen Film nachzunominieren", so Müller. „Es ist höchst bedauerlich - für den Film und alle anderen Filme, die ursprünglich ebenfalls in Erwägung gezogen wurden." Die Entscheidung müsse man allerdings „so zur Kenntnis nehmen".

„Das ist einfach die Sprache des Milieus"

Der Auswahljury sei die Sprachmischung von „Joy" durchaus bewusst gewesen. Neben Deutsch und nigerianischen Sprachen sei der Film auch in einem Pidgin-Dialekt gedreht worden, „den man so in den USA sicherlich untertiteln müsste. Das ist einfach die Sprache des Milieus", betonte der FAMA-Geschäftsführer. Für ihn ist die Disqualifikation auch eine "politische Entscheidung".

„Joy“ zeigt erfides System von Ausbeutung

Die österreichische Regisseurin zeigt in ihrem zweiten Spielfilm ein perfides System von enttäuschter Hoffnung und Ausbeutung. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde „Joy“ sowohl mit dem erstmals an eine herausragende Filmemacherin vergebenen Hearst Prize als auch mit dem Label Europa Cinemas ausgezeichnet. Es folgten Hauptpreise bei den Festivals von London, Chicago und Marrakesch. International war der Film auch auf Netflix zu sehen und sorgte dort für Furore. Medien wie der "Guardian" und die "New York Times" empfahlen ihn ausdrücklich.

Schon vor kurzem hat die Akademie eine Bewerbung aus dem gleichen Grund disqualifiziert, und auch dort ging es um Nigeria - „Lionheart“ war nämlich der Kandidat dieses Landes.

Nach Österreich ging der Auslands-Oscar in jüngerer Vergangenheit zweimal: Stefan Ruzowitzky gewann 2008 mit "Die Fälscher", Michael Haneke 2013 mit "Amour - Liebe".

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