Nach Graz und Linz

Bad Ischl wird Kulturhauptstadt Europas 2024

++ THEMENBILD ++ EUROP�ISCHE KULTURHAUPTSTADT 2024:  PROMENADE BAD ISCHL
++ THEMENBILD ++ EUROP�ISCHE KULTURHAUPTSTADT 2024: PROMENADE BAD ISCHL(c) APA (BARBARA GINDL)
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Beworben hatten sich Bad Ischl, "Dornbirn plus" und St. Pölten. Die anderen beiden Kulturhauptstädte stehen auch schon fest: Tartu in Estland und Bodo in Norwegen.

Bad Ischl wird 2024 den Titel "Kulturhauptstadt Europas" tragen. Die Jury, die in den vergangenen Tagen alle drei Bewerber - eben das Salzkammergut mit Bad Ischl, "Dornbirn plus" und St. Pölten  - vor Ort besucht hat, hat seine Entscheidung am Dienstagvormittag im Bundeskanzleramt bekannt gegeben. Vorangegangen war ein intensiver Bewerbungsprozess, aus dem schließlich die drei Finalisten hervorgegangen waren. Die inneralpine Region mit rund 20 Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark setzte sich schließlich durch.

Somit geht der Titel der Europäischen Kulturhauptstadt nach Graz 2003 und Linz 2009 ein weiteres Mal nach Oberösterreich respektive in die Steiermark.

Abseits historischer Klischees

Kern des Konzept ist ein offenes "Kulturkammergut" abseits historischer Klischees. Juryvorsitzende Cristina Farinha hob vor allem die Auseinandersetzung mit den Problemen des Übertourismus und die Entwicklung von positiven Gegenstrategien hervor.

„Alle drei Bewerberstädte hatten dabei sehr positive Punkte. Alle waren sehr gut. Letztlich hat aber Bad Ischl diese Kriterien in ihrer Zusammenschau etwas besser beantwortet als die anderen", so Farinha. "Sie haben ihre Anliegen in eine Botschaft verpackt, die auch von einem breiten Publikum leicht verstanden wird. Es geht anhand des Themas Salz um Fragen der Post-Industralisierung, es geht um Tourismus und Hypertourismus und darum, wie man mit Tradition, Kultur und alternativer Kultur umgeht. Diese Fragen sind die gleichen, die sich vielen Städten in Europa stellen."

„In Hallstatt ist der Tourismus nicht nachhaltig"

Die Jury konnte sich bei ihrem Lokalaugenschein auch von der schwierigen Situation in Hallstatt überzeugen. "Was für eine Art von Tourismus will man haben? In Hallstatt ist er nicht nachhaltig, weder für die Umwelt noch für die Wirtschaft. Die Bewerbung Bad Ischls hat sich mit Fragen auseinandergesetzt, wie man die Menschen länger in der Region hält, wie sie sich mehr mit den Menschen, ihrer Kultur und ihren Traditionen auseinandersetzen können. Wie kann man gemeinsam mit der Bevölkerung dafür alternative Lösungen erarbeiten?"

In der Geschichte der Europäischen Kulturhauptstädte seien anfangs hauptsächlich Großstädte ausgewählt worden, sagte Farinha, dann hätten sich zunehmend Städte mittlerer Größenordnung beworben. Nach Essen und dem Ruhrgebiet (2010), Marseille und der Provence (2013) sei mit dem Salzkammergut nun wieder eine Region einbezogen."Aber formell ist es eine Stadt, die den Titel bekommt - und das ist Bad Ischl."

Kulturhauptstadt-Bewerber 2024
Kulturhauptstadt-Bewerber 2024(c) APA

Das Salzkammergut wird sich 2024 die Aufgabe traditionsgemäß mit einer weiteren Stadt teilen, in diesem Fall mit Tarpu. Estlands zweitgrößte Stadt war bereits im August als zweite Kulturhauptstadt 2024 gekürt worden. Hinzu kommt als dritter Vertreter das norwegische Bodo, darf doch im Abstand einiger Jahre auch eine Stadt aus einem Nicht-EU-Land im Reigen der Kulturhauptstädte mitspielen.

Kulturhauptstädte

Die Europäische Union verleiht den Titel Kulturhauptstadt seit 1985. Ziel der Initiative ist es laut EU-Kommission unter anderem, den "Reichtum und die Vielfalt der Kulturen Europas hervorzuheben", den Tourismus zu fördern und das Image der Städte international, aber auch bei den Bewohnern selbst zu verbessern.

Außerdem soll das Gefühl der Europäer gestärkt werden, einem gemeinsamen Kulturkreis anzugehören. In der Vergangenheit wurden die Kulturhauptstadt-Programme nicht nur für neue Kulturinitiativen, sondern auch für Stadterneuerungsprojekte genutzt. Für jede Kulturhauptstadt sind 1,5 Millionen Euro vorgesehen, die im Rahmen des "Melina Mercouri Preises" an die ausgewählten Städte vergeben werden können. Die damalige griechische Kulturministerin Melina Mercouri war Initiatorin des 1985 ins Leben gerufenen Programms. Der Hauptteil des jeweiligen Budgets wird aber meist von den jeweiligen Kommunen und Ländern getragen.

Erste Kulturhauptstadt war Athen. Die Reihenfolge wird nach Ländern festgelegt. Der Bewerbungsprozess startet in der Regel sechs Jahre vor dem betreffenden Jahr. Die endgültige Auswahl unter den jeweils nationalen Bewerberstädten erfolgt durch eine internationale Jury. Der Titel wurde bisher mehr als 60 europäischen Städten verliehen, da seit 2004 jeweils zwei Städte gemeinsam den Titel tragen. Ab 2021 wird in Drei-Jahres-Abständen zudem eine dritte Stadt aus einem Kandidatenland oder potenziellen Kandidatenland den Kulturhauptstadt-Titel tragen.

(APA)

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