Proteste

Hongkong: Demonstranten legen Verkehr und Unis lahm

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Regierungsgegner in der chinesischen Sonderverwaltungszone dehnen ihre Aktionen vom Wochenende auf Werktage aus: Nachdem zwei Demonstranten gestorben sind, spitzt sich die Lage zu.

Monatelang schon gehen in Hongkong regierungskritische Demonstranten auf die Straße. Doch bis auf zwei Ausnahmen im Juni und im August beschränkten sich die Proteste immer auf das Wochenende. Diese Woche aber haben die Protestierenden einmal mehr Werktage zu Protesttagen erklärt: Vom frühen Morgen an blockierten Demonstranten Straßen. Sie legten außerdem Teile des Nahverkehrs in der chinesischen Sonderverwaltungszone lahm. Später zogen Tausende Hongkonger durch die Straßen, um gegen die Regierung und Polizeigewalt zu protestieren.

In der Nähe mehrerer Universitäten gab es Zusammenstöße zwischen Protestteilnehmern und der Polizei. Die Polizei setzte Tränengas gegen Menschen ein, die die Zufahrtsstraße zur Hongkonger City University blockiert hielten. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie Demonstranten mit Steinschleudern Bausteine in Richtung von Polizisten schleuderten. Aktivisten versperrten auch Straßen nahe der Hongkong University und der Chinese University of Hongkong.

USA rufen zur Zurückhaltung auf

Die jüngste Protestwelle in Hongkong hatte sich nach dem Tod eines Demonstranten in der vergangenen Woche entladen. Der 22-Jährige Student war am Rande von Protesten von einem Parkhaus gestürzt. Auch am Wochenende war es zu Ausschreitungen gekommen.

Am Montag dann eskalierte die Lage erneut: Die Hafenmetropole erlebte einen der bisher gewaltsamsten Tage seit Ausbruch der Proteste vor mehr als fünf Monaten. Ein Polizist schoss einem Demonstranten in den Bauch. Der Zustand des 21-Jährigen besserte sich am Dienstag, wie die Krankenhausbehörde mitteilte. Der Zustand eines Regierungsanhängers, der von radikalen Demonstranten in Brand gesetzt worden war, blieb dagegen kritisch. Insgesamt wurden 99 Menschen bei den Protesten am Montag verletzt, wie die Behörden mitteilten. Die Polizei nahm 287 Menschen fest.

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Regierungschefin Carrie Lam nannte die Aktionen der Protestierenden am Dienstag "extrem egotistisch". Chinesische Staatsmedien lobten die Hongkonger Polizei für ihre Zurückhaltung, warnten jedoch zugleich, die Volksbefreiungsarmee stünde bei Bedarf zur Unterstützung der Hongkonger Sicherheitskräfte bereit.

Angesichts der eskalierenden Gewalt rief Washington die Regierung, die Demonstranten und die übrigen Bürger eindringlich zum Dialog auf. "Die Vereinigten Staaten beobachten die Situation in Hongkong mit erheblicher Sorge", erklärte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Morgan Ortagus, am Montagabend. "Wir verurteilen Gewalt auf allen Seiten, sprechen den Opfern von Gewalt ungeachtet ihrer politischen Neigung unser Mitgefühl aus und rufen alle Parteien - die Polizei und Demonstranten - auf, sich in Zurückhaltung zu üben," so Ortagus.

Demonstranten fordern demokratische Reformen

Die Hongkonger demonstrieren bereits seit dem 9. Juni gegen die eigene Regierung. Sie kritisieren einen wachsenden Einfluss der Pekinger Führung auf die ehemalige britische Kronkolonie. Immer wieder kommt es dabei zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten.

Die Proteste richteten sich zunächst gegen ein geplantes Gesetz, das erstmals auch Auslieferungen nach Festland-China ermöglicht hätte. Inzwischen fordert die Protestbewegung umfassende demokratische Reformen und die Absetzung der pro-chinesischen Regierung.

(APA/AFP/dpa/red.)

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Zum dritten Mal seit Beginn der Proteste im Juni schießt die Polizei auf Demonstranten. Allein am Montag wurden mehr als 60 Menschen verletzt. Am Freitag war ein 22-Jähriger gestorben, nachdem er während einer Demonstration von einem Parkhaus gestürzt war.

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