Zulieferindustrie

Massiver Jobabbau bei Magna in Graz steht im Raum

APA/MARKUS LEODOLTER
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Die Krise in der Autoindustrie macht sich auch bei Zulieferer Magna bemerkbar. Der Konzern hat im dritten Quartal rote Zahlen geschrieben. Bei Magna Steyr in Graz könnten 1800 Jobs wackeln. Gerüchte entbehren jetzt jeglicher Grundlage, heißt es dort.

Bei Magna in Graz sollen laut einem Bericht des "Kurier" rund 1800 Jobs wackeln. Was an der Sache dran ist, wollte das Unternehmen am Dienstag auf APA-Nachfrage nicht mitteilen: "Wir werden uns an den Gerüchten und Spekulationen nicht beteiligen. Sollte es von unserer Seite etwas zu kommunizieren geben, werden wir dies auch tun. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies nicht der Fall."

Ursache für Kündigungen ist augenscheinlich die Krise in der Automobilbranche, die auch andere namhafte Unternehmen im In- und Ausland bereits getroffen hat. Der Jobabbau bei Magna in Graz soll dem Vernehmen nach nicht mehr vor der Landtagswahl am 24. November öffentlich kommuniziert werden, damit daraus keine politischen Wellen entstehen, zitiert der "Kurier" einen Insider. Schon Mitte September gab es Gerüchte um den Abbau von 700 Arbeitskräften in Graz-Thondorf.

"Die Gerüchte entbehren zum jetzigen Zeitpunkt jeglicher Grundlage“, so der Unternehmenssprecher Aber natürlich könne man nicht sagen, was beispielsweise in sechs Wochen sei.

Die Mitarbeiter seien noch am Dienstag informiert worden, dass nichts an der Sache dran sei. Der Sprecher versicherte auch, dass es mit der steirischen Politik kein Stillhalteabkommen oder dergleichen wegen der bevorstehenden Landtagswahl gebe. Magna arbeite jedenfalls daran, neue Aufträge hereinzubekommen. Trotz aufkommender Krise in der Automobilindustrie "hört sich die Welt nicht auf zu drehen". Die in Graz gebaute G-Klasse laufe beispielsweise sehr gut, unterstrich der Sprecher

KPÖ fordert Initiativen

"Kein Wunder, dass es die ÖVP mit der Neuwahl so eilig gehabt hat", teilte KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler am Dienstag in einer Aussendung mit. "Denn das Land hat Magna regelmäßig mit Millionenförderungen bedacht. Deshalb wird es auch nicht reichen, wieder nach dem Bund und dem Land zu rufen, um Stiftungen und Sozialpläne zu bezahlen. Der Konzern muss auch selbst Verantwortung für die Beschäftigten übernehmen." KPÖ und Gewerkschaftlicher Linksblock (GLB) hätten die Landesregierung und den ÖGB schon im September aufgefordert, einen Gipfel einzuberufen und zusammen mit dem Magna-Konzern über Alternativen zu beraten. Geschehen sei bisher nichts.

"Es ist hoch an der Zeit, Alternativen zu suchen. Für Graz und die Steiermark steht viel auf dem Spiel. Auf ein Wunder zu hoffen, wird die Arbeitsplätze bei Magna nicht retten. Die Landesregierung muss jetzt die Initiative ergreifen und mit Magna und dem ÖGB einen Plan erarbeiten, um die Abhängigkeit von einer krisengeschüttelten Automobilbranche zu verringern," so Claudia Klimt-Weithaler.

Magna-Betriebsrätin Hilde Tragler vom GLB meinte: "Die Automobilindustrie ist in der Krise. Alleine auf dieses Segment zu setzen, wäre kurzsichtig und nicht im Sinne der Kolleginnen und Kollegen. Es ist an der Zeit, auch über neue Produktionsbereiche nachzudenken. Das ist der Konzern den Beschäftigten schuldig."

Politik will im Fall des Falles helfen

Sowohl LHStv. Michael Schickhofer als auch Soziallandesrätin Doris Kampus (beide SPÖ) haben Magna-Mitarbeitern angesichts der Gerüchte um Jobabbau Hilfe angeboten: "Wir werden alles Notwendige und Mögliche tun, um unsere steirische Industrie zukunftsfest zu machen."

Die Beschäftigten in der steirischen Automobilindustrie könnten sich auf die Sozialdemokraten verlassen, hieß es am Dienstag in der Aussendung von Schickhofer. Er hat persönlichen Bezug zu Magna: "Sie hat mir die ersten beruflichen Lebenschancen gegeben. Mit 15 Jahren habe ich meine ersten beruflichen Erfahrungen bei Magna Presstec gesammelt, mit 16 war ich bei Magna in Kanada und mit 17 in der Magna-Europazentrale in Oberwaltersdorf. Ich werde daher immer mit ganzem Herzen und voller Kraft hinter der Magna, den tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der steirischen Automobilindustrie stehen."

Kampus will niemanden im Stich lassen: "Wir haben Magna und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Automotive-Stiftung unterstützt, als es zu wenig qualifiziertes Personal gab. Das Hilfsangebot gilt auch nun, wenn es wiederum Probleme geben sollte." Gemeinsam mit Gewerkschaft und Arbeitsmarktservice stehe ihr Sozialressort bereit, "alle Maßnahmen für die Sicherung von Arbeitsplätzen zu unternehmen".

FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek sagte in einer Aussendung: "Der kolportierte Jobabbau bei Magna würde den gesamten Wirtschaftsstandort vor große Herausforderungen stellen. Bedenklich ist vor allem, dass die Bekanntgabe dieser Maßnahme anscheinend bewusst bis nach der Landtagswahl hinausgezögert werden sollte. Den Arbeitnehmern gehört reiner Wein eingeschenkt, anstatt sie aus politischem Kalkül weiter im Ungewissen zu lassen." Einen "leichtfertigen Jobabbau in diesem Ausmaß" dürfe es jedenfalls aus freiheitlicher Sicht nicht geben. "Sollte sich die kolportierte Reduktion von Arbeitskräften bewahrheiten, ist eine sofortige Reaktion des Unternehmens, aber auch des Landes Steiermark erforderlich", so FPÖ-Wirtschaftssprecher Gerald Deutschmann.

Ausblick gesenkt

Bei Magna in Graz werden laut einem Sprecher derzeit rund 9000 Mitarbeiter beschäftigt, wobei Leiharbeiter hier schon eingerechnet sind. Im März 2018 lag der Mitarbeiterstand bei etwa 9700 Beschäftigten.

Von Jänner bis September rollten 124.500 Fahrzeuge von den Fließbändern von Magna Steyr. Der Umsatz stieg von 4,33 auf 5,25 Milliarden Dollar (4,74 Milliarden Euro). Im Gesamtjahr werden Erlöse von 6,6 bis 6,8 Milliarden Dollar erwartet, im August ging noch von 6,8 bis 7,2 Millarden Dollar aus.

Den Ausblick gesenkt hat Magna zuletzt auch für den konzernweiten Umsatz: von bis zu 41,1 auf bis zu 39,8 Milliarden Dollar. Die Ebit-Marge wird nur noch bei 6,3 bis 6,5 Prozent erwartet (nach 6,6 bis 6,9 Prozent in der letzten Prognose. Im dritten Quartal hatte der Konzern einen Verlust von 233 Millionen Dollar eingefahren.

(APA)

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