Hausdurchsuchungen

Causa Casinos: „Hintergrunddeal mit den Blauen“

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In einer Aktennotiz von Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner, die der „Presse“ vorliegt,  berichtet dieser von einem brisanten Telefonat mit Ex-Finanzminister Hartwig Löger.

Wien. In der Causa Glücksspiel wurden am Dienstag in der Früh neuerlich Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die Razzien fanden beim ehemaligen ÖVP-Finanzminister Hartwig Löger, bei dessen seinerzeitigem Generalsekretär, dem nunmehrigen ÖBAG-Chef Thomas Schmid, sowie beim Aufsichtsratspräsidenten der Casinos Austria, Walter Rothensteiner, statt. Und auch bei Josef Pröll – er ist stellvertretender Aufsichtsratspräsident der Casinos Austria. Bei den Ermittlungen geht es um die Frage, ob es bei der Bestellung des FPÖlers Peter Sidlo zum Finanzvorstand des Konzerns politische Absprachen zwischen der FPÖ und Casinos-Großaktionär Novomatic gegeben hat. Erst Mitte August hatte es deswegen Razzien bei Sidlo selbst, bei Novomatic sowie beim damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sowie Johann Gudenus gegeben.

Im Zuge der Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) dürfte sich der Verdacht erhärtet haben, dass bei Sidlos Bestellung nicht alles rechtens abgelaufen sei. Hartwig Löger scheint bei Rothensteiner tatsächlich interveniert zu haben, um Sidlo in den Chefsessel zu hieven. Das geht brisanterweise aus einer Aktennotiz hervor, die Rothensteiner selbst am 1. Februar 2019 – also inmitten des Auswahlverfahrens – verfasst hat. Sie liegt der „Presse“ vor:

„Hat (Anm.: Löger) mit Johann Graf (Anm.: Gründer und Alleinaktionär der Novomatic) konferiert, der hat irgendeinen Hintergrunddeal mit den Blauen. Daher ist Sidlo ein Muss. Alternativkandidaten von Neumann (Anm.: Novomatic-Chef) gibt es nicht mehr, Graf will es nicht. Habe Löger gesagt, dass ich damit eigentlich meine Funktion überdenken muss. Versteht er, bittet mich, ihn zu verstehen.“

Weiters hält Rothensteiner in seiner Notiz fest, dass sowohl Löger als auch er noch diverse Gespräche führen würden, damit der Aufsichtsrat Sidlo einstimmig bestellen könne. Und so ist es auch geschehen. Sidlo zog mit 1. Mai in den Vorstand der Casinos ein, nur die Vertreter der tschechischen Sazka-Gruppe hatten sich zuvor bei der Abstimmung ihrer Stimme enthalten.

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