Mitreden

Wachstum und Umweltschutz: Geht sich das aus?

Das Wirtschaftswachstum hat der Welt nie da gewesenen Wohlstand beschert. Gleichzeitig sind viele Klimaschützer der Meinung, dass es ohne Verzicht nicht gehen wird. Ist nachhaltiges Wachstum möglich? Diskutieren Sie mit!

Die „Grenzen des Wachstums“, Anfang der 1970er Jahre machte sie der „Club of Rome“ mit seinen düsteren Zukunftsprognosen zum geflügelten Wort. Doch ohne Wirtschaftswachstum wäre unsere moderne Gesellschaft nicht vorstellbar: Das Modell hat nämlich zu nie dagewesenen Wohlstand geführt (oder, um es mit Wolfgang Schüssel zu sagen: „Selbst einfache Leute leben heute wie Fürsten“).

Die Debatte um die „Grenzen des Wachstums" ist dennoch nicht vom Tisch, im Gegenteil: Nicht nur der Klimawandel wirft Fragen auf, auch in anderen Bereichen wird der Ruf nach Grenzen laut, etwa beim Tourismus. Viele Gebiete klagen mittlerweile über „Overtourism“. Und passend zum Beginn der Skisaison schreibt Claudia Laglerüber Wachstum in den österreichischen Skiregionen. Diese werden immer größer, die Pistenkilometer immer mehr. Das ist wirtschaftlich durchaus sinnvoll, wie der Tourismusforscher Jürgen Schmude zur „Presse" sagt: „Gäste wollen zwischen 100 Pisten wählen können, obwohl sie diese gar nicht nutzen."

Der Problem kennen wir auch aus anderen Bereichen. Wer will am Abend im Supermarkt etwa vor leeren Brotregalen stehen? Doch mehr Auswahl produziert oft eben auch mehr Abfall.

»Das BIP steigt beispielsweise auch, wenn man auf höherwertige und damit teurere Nahrungsmittel umsteigt«

Josef Urschitz

Das alles muss noch nicht heißen, dass sich „grün“ und „Wachstum“ ausschließen. Immerhin gibt es Innovation. Und nicht nur das: „Das BIP steigt beispielsweise auch, wenn man auf höherwertige und damit teurere Nahrungsmittel umsteigt“, meint etwa Josef Urschitz. Er glaubt aber auch: „Forcierter Klimaschutz wird das Wachstum bremsen“.

Bei vielen hört der Spaß etwa beim Flugboom auf: Was sich laut Querschreiberin Gudula Walterskirchen etwa nicht vereinbaren lässt, ist Klimaschutz und die Dritte Piste in Wien. „Wie das alles zur Klimaschutzstrategie passt und warum manche Politiker immer noch über Steigerungen im Flugverkehr jubeln, ist nicht nachvollziehbar“, so Walterskirchen. Befürworter kontern: Niemanden ist geholfen, wenn die Dritte Piste in Bratislava entsteht.

Auch, dass in Vorarlberg mit einer Volksabstimmung der Ausbau eines Red-Bull-Abfüllwerks verhindert wurde, muss nicht unbedingt ein Grund zum Feiern für Umweltschützer sein. Gerhard Hofer schreibt, warum es nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sein kann, Industrie in Europa zu halten. Denn nicht überall sind die Umweltauflagen so streng. Hofer: „Bei aller Liebe zur Umwelt, es fehlen wirtschaftliche Grundkenntnisse“.

Diskutieren Sie mit: Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum, Umweltschutz - geht sich das aus? Gibt es nachhaltiges Wachstum oder haben wir die Grenzen erreicht? Und: Was kann Österreich tun?

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