Polnischer Ministerpräsident beschwert sich über Netflix-Serie

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In der Dokuserie "The Devil Next Door" über den NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk sollen falsche Landkarten gezeigt worden sein.

Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki hat sich in einem Brief bei Netflix-Chef Reed Hastings über Fehler in der Serie "The Devil Next Door" beschwert. Am Montag begründete der nationalkonservative Politiker auf Facebook selbst diesen Schritt. Ein Netflix-Sprecher erklärte am Montag, man prüfe den Sachverhalt mit Dringlichkeit.

Historische Darstellungsfehler in solchen Filmproduktionen seien "für deren Schöpfer vielleicht nur unwichtige Irrtümer, aber für Polen sind sie sehr schädlich, deshalb ist es unsere Aufgabe entschlossen zu reagieren", sagte Morawiecki. In der Dokumentarserie über NS-Konzentrationslager und die Suche nach dem Kriegsverbrecher John Demjanjuk sei insbesondere durch historisch falsche Landkarten der Eindruck entstanden, Polen sei für Konzentrationslager und darin begangene Verbrechen verantwortlich gewesen, kritisierte Morawiecki in seinem Brief, den er auf seiner Facebookseite veröffentlichte. Tatsächlich aber habe Polen während des Zweiten Weltkriegs gar nicht als Staat existiert, sondern habe unter der deutschen Besatzung und Gewaltherrschaft gelitten. Viele polnische Bürger seien ermordet worden, weil sie versucht hatten, ihre jüdischen Nachbarn zu retten.

Die polnische Regierung achtet streng darauf, dass beispielsweise deutsche Konzentrationslager auf heute polnischem Gebiet nicht als "polnisch" bezeichnet werden. Dies ist durch ein eigenes Gesetz ausdrücklich verboten.

Vor allem Vertreter Israels kritisierten in der Vergangenheit wiederholt, das Gesetz könnte auch dazu missbraucht werden, jede Mittäterschaft von Polinnen und Polen an NS-Verbrechen zu leugnen.

John Demjanjuk

Der gebürtige Ukrainer Iwan "John" Demjanjuk starb im März 2012 mit 91 Jahren in einem bayerischen Pflegeheim - nur zehn Monate nach seiner Verurteilung als Holocaust-Helfer.

Das Landgericht München hatte Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 28.000 Juden im Vernichtungslager Sobibor zu fünf Jahren Haft verurteilt. Mit Blick auf sein hohes Alter wurde der Haftbefehl aber aufgehoben.

(APA/dpa)

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