Sanierungsverfahren

Bau-Unternehmen mit knapp 300 Mitarbeitern insolvent

(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Ein Dachausbau-Projekt in Wien hat für den steirischen Traditionsbetrieb Herbitschek schwerwiegende Folgen. Die Firma ist pleite und muss saniert werden.

Die oststeirische Herbitschek GmbH mit Sitz in Ratten im Norden des Bezirks Weiz hat am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Das Bau-Unternehmen mit knapp 300 Mitarbeitern hat laut den Kreditschützern von AKV, KSV1870 und Creditreform ein Sanierungsverfahren beantragt. Hinsichtlich der Gründe hieß es am Mittwoch, dass aus diversen Bauleistungen Werklohnforderungen über rund 2,2 Milionen Euro haften, deren Werthaltigkeit erst überprüft werden muss. Gleichzeitig hat das Unternehmen Bürgschaftshaftungen in Höhe von 4,1 Millionen Euro gegenüber den die Herbitschek Projekt GmbH finanzierenden Banken übernommen.

Ursache für die Pleite dürfte ein großes Dachausbau-Projekt in Wien gewesen sein, das nicht wie gewünscht verlief. Es stellte sich heraus, dass Mängel im Bereich Schallschutz aufgetreten sind und die vorgeschriebene Grenze von 48 dB deutlich überschritten wurde. Dieser Mangel erstreckte sich über alle drei Dachgeschossausbauten. Die Sanierungskosten und die damit verbundenen Schadenersatzansprüche potenzieller Käufer dürften sich aus heutiger Sicht auf  500.000 bis eine Million Euro belaufen.

Unter going concern Prämissen beläuft sich das Vermögen der Herbitschek GmbH zu Buchwerten auf 15,3 Millionen Euro, dem gegenüber stehen Verbindlichkeiten und Rückstellungen in Höhe von
13,8 Millionen Euro, sodass sich zu Buchwerten per  ein
positives Eigenkapital von 1,5 Millionen Euro ausweist. Das Unternehmen soll fortgeführt werden.

Da es sich um ein Bauunternehmen mit zum Teil sehr großvolumigen Projekten handelt, wäre bei einer Zerschlagung aktivseitig mit einem erheblichen Abwertungsbedarf und passivseitig mit ebenso erheblichen Schadenersatz- und Abwicklungsaufwendungen zu rechnen. Im Falle einer konkursmäßigen Zerschlagung würde sich nach Angaben der Antragstellerin derzeit eine Konkursquote von unter zehn Prozent errechnen. Die Fortführung wird den Gläubigerschützern zufolge daher derzeit positiv bewertet, zumal von finanzierenden Banken eine Bereitschaft signalisiert wurde, das Sanierungsverfahren sowie die Fortführung des Unternehmens zu unterstützen.

Das traditionsreiche Familienunternehmen Herbitschek wurde bereits im Jahr 1915 als kleine Baufirma in Falkenstein/Fischbach gegründet.  In der gegenständlichen Form besteht das Unternehmen seit 1979.  Man hat sich zu einem Komplettanbieter im Baubereich entwickelt und bietet Komplettlösungen sowohl im privaten Wohnbau als auch bei Wohnanlagen sowie im Industrie- und Kommunalbau an.

Neben dem Stammbetrieb in Ratten werden Betriebsstätten in Mürzzuschlag und Mönichwald unterhalten. Weiters hält man Beteiligungen an der HFS Projektentwicklungs GmbH in 8673 Ratten, an der Herbitschek BauGesellschaft m.b.H. und der Herbitschek Projekt Gesellschaft m.b.H, beide Zwölfaxing, sowie der Stocker Haustechnik GmbH, Kindberg. Die Beteiligungen sind autonom finanziert und daher nicht von der Insolvenz betroffen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.