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In diesen Filmen spielen Frauen (k)eine Rolle

"Booksmart"
"Booksmart"(c) Polyfilm
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Zwei neue Filme kommen ins Kino, die in ihrer Geschlechterrepräsentation unterschiedlicher nicht sein könnten: Martin Scorseses Männertruppe und Olivia Wildes Mädchen-Party.

Ein paar Männer schreiben ein Drehbuch, ein Mann führt Regie, ein bis drei weitere Männer sind in den Hauptrollen zu sehen. Ein klassisches Hollywood-Rezept mit unterschiedlichen Titeln: „The Departed“ zum Beispiel, oder „Good Fellas“, „Aviator“, oder - aktuell - „The Irishman“. Was all diese Filme gemeinsam haben, ist nicht nur das Fehlen jeglicher weiblicher Hauptrolle, sie haben auch alle denselben Regisseur, Martin Scorsese.

Scrosese will lieber keine weibliche Hauptrolle

Sein neuestes Dreieinhalb-Stunden-Epos „The Irishman“ erhielt ein Rekordbudget von 159 Millionen US-Dollar und mit Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci Filmstars aus der ersten Liga Hollywoods. Natürlich sind Mafia- und Gangsterfilme Scorseses Spezialgebiet, ein Terrain, das seit Jahrzehnten vorwiegend Männern vorbehalten ist. Aber wäre es nicht erfrischend ein Scorsese-Gangsterdrama mit Frauen in der Hauptrolle zu sehen?

Tatsächlich wurde dem Regisseur in einem „Zeit Magazin"-Interview aus dem Jahr 2017 diese Frage gestellt. Scorseses Antwort: „Ich weiß nicht, ob man als Filmemacher wirklich jede Art von Film machen sollte oder nicht lieber doch bei dem bleiben sollte, was einem gegeben ist.“ Eine Einstellung, die wohl auf mehreren Ebenen verwundert und gleichzeitig sehr deutlich zeigt, wie sehr Geschlechterdifferenzierung in Hollywood verankert ist, wo Regie und Produktion noch immer klare Männerdomänen sind.

„Flott, witzig und feministisch"

Ein paar Frauen schreiben ein Drehbuch, eine Frau führt Regie, eine bis drei weitere Frauen sind in der Hauptrolle zu sehen. Ein untypisches Hollywood-Rezept mit wenigen Titeln wie „Lady Bird“ zum Beispiel, „Wine Country“, oder - aktuell „Booksmart“.

Olivia Wilde, bisher als Schauspielerin aus Serien wie „Dr. House“ oder Filmen wie „Tron“ bekannt, hat mit „Booksmart" ihr Regiedebüt gegeben. Die Coming-of-Age-Komödie über zwei Highschool-Streberinnen, die beschließen, in einer Nacht alles an Party nachzuholen, was sie in vier Jahren verpasst haben, wurde von Kritikern durchwegs gut bewertet - mancherorts sogar als „Komödie des Jahres“ gefeiert. Der „Guardian“ bezeichnet sie als „flott, witzig und feministisch“. Nachdem sie bereits bei der Viennale zu sehen war, kommt sie nun regulär in die österreichischen Kinos.

Wilde, die auch mit Martin Scorsese für die Serie „Vinyl“ zusammengearbeitet hat, meint in einem Interview mit der „Today Show", dass viel mehr Frauen gerne Filme drehen oder produzieren würden. „Im Moment bewegt sich viel in diese Richtung“, sagt sie, was vor allem der #metoo und #timesup Bewegung geschuldet ist. „Jedoch bin ich der Meinung, dass wir es erst geschafft haben, wenn Frauen richtig schlechte Filme machen dürfen. Aber im Moment müssen sie noch sehr gut sein.“

„Booksmart“ startet am 14. November in den österreichischen Kinos.

„The Irishman“ ist ab dem 15. November in den Kinos zu sehen, ab 27. November auf Netflix.

Filme und Zahlen

Nicht einer der weltweit 56 umsatzstärksten Filme aus dem Jahr 2018 ist unter der Regie einer Frau gedreht worden. Selbst bei der Rollenvergabe werden Männer bevorzugt: Doppelt so viele Männer wie Frauen waren in diesen 56 international erfolgreichsten Kinofilmen des Vorjahres zu sehen, wie eine Untersuchung von Plan International zeigt. Entscheidungen, die zumindest aus ökonomischer Sicht überraschen, da Filme mit weiblicher Hauptrolle mehr einspielen, als die mit männlichen Hauptrollen.

>> Plan International

>> Studie

>> Interview mit Martin Scorsese im „Zeit Magazin"

>> Interview mit Olivia Wilde in der Today Show

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