Missbrauchsverdacht

"Original Play" wehrt sich gegen Vorwürfe

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Archivbild(c) Getty Images (Omer Messinger)
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Man könne sich nicht vorstellen, dass Missbrauch möglich sei, heißt es bei "Original Play". Konkrete Schutzmaßnahmen für Kinder nennt der wegen Missbrauchsvorwürfen in Kritik geratene Verein keine.

Es hätte ein Versuch werden sollen, den wegen Missbrauchsvorwürfen in  massive Kritik geratenen Verein „Original Play“ zu rehabilitieren. Am Mittwoch luden Vereinsgründer Fred Donaldson, sowie einige Mitglieder in Wien zu einer Pressekonferenz, um das „völlig falsche Bild“ ihrer Arbeit aus der Welt zu schaffen. Dabei konnten sie aber weder ausschließen, dass frisch ausgebildete Trainer mit Kindern allein seien, noch konkrete Schutzmaßnahmen vorweisen.

Der in Österreich gegründete Verein war wegen Kursen, bei denen fremde Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen rangeln, in die Kritik geraten. In Deutschland, wo der Verein wie in Österreich an Schulen und Kindergärten tätig war, hatten Eltern konkrete Missbrauchsvorwürfe erhoben. Deutsche Behörden warnten offiziell vor "Original Play". Obwohl in Österreich keine konkreten Vorwürfe bekannt wurden, gab, verbot die Bildungsministerin Iris Rauskala den Bundesschulen faktisch eine Zusammenarbeit.

„Ich kann mir das nicht vorstellen“, dass es zu Missbrauch gekommen sei, sagte nun am Mittwoch Vereinsmitglied Klaus Seits, der seit sechs Jahren das Spielekonzept praktiziert und lehrt. Einen der vier Männer, gegen die in Deutschland Vorwürfe erhoben wurden, kenne er sogar persönlich. Zudem seien die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Der Verein leiste ein Beitrag zu Gewaltprävention und lerne den Kindern stattdessen, Berührungen, „die nicht gut tun“, selbst abzuweisen.

Nach kurzem Workshop allein mit Kindern?

Kritisiert wurde an dem Verein auch die kurze Ausbildungszeit: Schon nach zwei Einführungsseminaren und einem zweitägigen Workshop, wo Fred Donaldson selbst seine Methode des körperbetonten Spielens lehrt, können Trainer und Trainerinnen in Kindergärten und Schulen eingesetzt werden. Dass dies unter Umständen auch allein und ohne Supervision geschieht, konnte Vorstandmitglied Sonja Mille auf „Presse“-Anfrage nicht ausschließen: „Ich kann es nur aus Erfahrung sagen“. In der Regel seien es ohnehin Pädagogen und Lehrpersonen, die das Gelernte in ihrer eigenen Klasse anwenden würden, so Mille. Aber auch Personen ohne pädagogische Ausbildung können sich zum Original-Play-Trainer ausbilden lassen. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe müssen diese nun einen Auszug aus dem erweiterten Strafregister, in dem auch etwaige Sexualstraftaten festgehalten wären, vorweisen.

Sonstige Maßnahmen, um Kinder vor möglichem Missbrauch zu schützen, wurden von Original Play keine genannt. Man wolle aber in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Österreichischer Kinderschutzzentren ein Kinderschutz-Konzept erstellen. Eltern der Kinder würden zudem immer informiert, etwa bei Elternabenden oder durch das Einholen eines schriftlichen Einverständnisses.

„Zur Zeit finden keine Projekte in Schulen oder Kindergärten in Österreich statt“, sagte Mille. Man habe im Bildungsministerium sowie bei den Bildungsdirektionen der Bundesländer um Gesprächstermine angesucht.

Am „eigenen Erleben“ erforscht

Er habe vor 46 Jahren dieses ursprüngliche Spielen „entdeckt“, sagte Fred Donaldson. Angesprochen darauf, warum jegliche wissenschaftliche Evaluierung von Original Play fehle, meinte Donaldson: „Für umfangreiche Forschung hat mir das Geld gefehlt.“ Er habe aber Forschung am „eigenen Erleben“ betrieben.

Es sei ohnehin nicht möglich, „Original Play" zu verstehen, ohne es selbst erlebt zu haben, sagte Seits. Er lud deswegen die anwesenden Journalisten ein, mit ihm eine Körperübung zu machen. Die wollten aber alle nicht spielen.

(twi)

((twi))

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